Sachsen:

Ein Startup-Ökosystem mit viel Potenzial

21/02/2019
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4,6 Prozent aller deutschen Startups kommen aus Sachsen. Damit liegt der Freistaat zwar nicht an der Spitze der Startup-Ökosysteme, aber immerhin auf Platz sieben im Vergleich mit den anderen Bundesländern. Und das Potenzial auf einen großen Sprung nach vorne ist groß. Nach Angaben des aktuellen Startup-Barometers wurden im ersten Halbjahr 2017 34 Millionen Euro in Startups aus Sachsen investiert.

Zwei DigitalHubs in Sachsen

Gleich zwei sächsische Städte wurden im Rahmen der DigitalHub Initiative 2018 als Gründungs-Knotenpunkte der Zukunft ausgewählt. Die vom Bundeswirtschaftsministerium und dem Digitalverband Bitkom ins Leben gerufene Initiative setzt auf Dresden als „Smart Systems Hub – Enabling IoT“.  Damit soll die Vielzahl an bereits bestehenden Infrastrukturen, Initiativen, Themen und Verbünden zusammengeführt und einzelne fehlende Kompetenzen gezielt ergänzt werden.

In Leipzig wird mit dem „Smart Infrastructure Hub“ der Schwerpunkt auf Energie, Gesundheit und Smart City gelegt, also auf intelligente Gebäudetechnik, digitale Stadtinfrastruktur und natürlich E-Mobilität.

„Jeder zweite in Europa gefertigte Chip aus Dresden“

„Wer mit digitalen Geschäftsmodellen und Software die Welt verändern will, ist in Sachsen genau richtig. Mit einer der größten Informatik-Fakultäten Deutschlands, dem Digital Hub „Smart Systems and Infrastructure“ und einer wachsenden Halbleiter- und Software-Industrie bieten sich vielfältige Andockstellen“, beurteilt Frank Pankotsch, Geschäftsführer von dresden|exists den Standort. „Digital ist überall. Doch in Sachsen entstehen die Technologien, die die Digitalisierung erst möglich machen“, meint auch Thomas Schulz, Head Of Operations der HighTech Startbahn. „Sachsens Kompetenzen liegen vor allem in den sogenannten enabling technologies, also Mikroelektronik.“

Das Potenzial ist immens

Tatsächlich kommt jeder zweite in Europa gefertigte Chip aus Dresden, die Zahl der Beschäftigten in der Softwarebranche hat sich in den vergangenen zehn Jahren auf 25.000 verdoppelt und soll bis 2025 auf 50.000 anwachsen. Das Potenzial ist immens und mit Organisationen wie Silicon Saxony werden die nötigen Netzwerke zwischen industriellen Partnern, Startups und Forschungseinrichtungen geknüpft.

Sachsen ist ganz klar ein super Pflaster für Hochtechnologie”
Frank Bösenberg, Managing Director von Silicon Saxony

„Mit Vertretern der industriellen Player wie Infineon, Globalfroundries, SAP oder T-Systems Multimedia Solutions im Vorstand sehen wir unsere Kernkompetenz in der Vernetzung”, erklärt Frank Bösenberg, Managing Director von Silicon Saxony. „Sachsen ist ganz klar ein super Pflaster für Hochtechnologie.” Erfolgsbeispiel ist die Übernahme des Dresdner Siliziumkarbid-Startups Silectra durch Infineon für 124 Millionen Euro im November 2018.

„Aber auch Startups mit B2B-Geschäftsmodellen in klassischen Industrien sind hier genau richtig, egal ob Automation, Sensorik, Mobilität oder Leichtbau – Sachsen hat die Industrie, die Ingenieure und die Netzwerke“, sagt Dr. Frank Pankotsch, Geschäftsführer von dresden|exists. So konnte sich 2018 das Startup Naventik, eine Ausgründung der TU Chemnitz, die nötigen Investitionen sichern, um die Technologie hin zur Marktreife zu entwickeln. Ziel von Naventik ist mehr Sicherheit bei Manövern von autonom fahrenden Autos. Natürlich ist VW bereits mit an Bord.

Der nächste Elektro-VW kommt aus Sachsen

Mit fünf Fahrzeug- und Motorenwerken von Volkswagen, BMW und Porsche sowie rund 780 Zulieferern, Ausrüstern und Dienstleistern der Branche zählt das „Autoland Sachsen“ zu den deutschen Top-Standorten. Porsche baut hier. Das BMW-Werk Leipzig ist das Elektromobilitäts-Kompetenzzentrum des Konzerns. Und Volkswagen ist an drei Standorten aktiv.

„Sachsen hat die höchste Fördermittelquote pro Student“

Der nächste brandneue Elektro-VW wird aus Sachsen kommen, genauer aus Zwickau. Bereits im November soll im sächsischen Werk die Serienproduktion starten, bis zu 1.500 Fahrzeuge täglich. Gleichzeitig werden in der Gläsernen Manufaktur in Dresden, einem von VW und der Dresdner Wirtschaftsförderung unterstützen Inkubatoren-Programm, weitere Innovationen entwickelt. „Unsere Philosophie lautet: Das Startup-Team konzentriert sich auf die Idee und die eigene Kernkompetenz. Wir übernehmen den Rest“, so Kai Siedlatzek, Finanzchef von VW Sachsen. Eine Philosophie, die den Standort Sachsen generell auszeichnet.

Mit der höchsten Fördermittelquote pro Student, der höchsten Anzahl an Gründungs- und Ideenwettbewerben und der höchsten Bewilligungsquote bei Förderanträgen bundesweit zeigt auch der Freistaat Sachsen selbst, wie viel ihm an seinen Talenten liegt. Mit Erfolg: Denn viele der Startups, die von einem der zahlreichen sächsischen Förderprogramme in den Freistaat geholt werden, wollen bleiben.

So haben etwa zahlreiche Gründer aus der ersten Klasse des Gläserne Manufaktur Startup-Inkubators ihren Firmensitz nach Sachsen verlegt oder wollen hier eine weitere Dependance eröffnen. Ein Beispiel ist das Nürnberger Startup Smart City Systems, das die während der Zeit im Inkubator gewonnen Erkenntnisse „gleich in der Stadt ausprobieren” konnte, freut sich Mitgründer Thorge Harms. 70 Parkplätze auf dem Manufakturgelände sowie 300 Parkflächen im Dresdner Stadtgebiet hat das Startup bereits digitalisiert - und will durch einen weiteren Geschäftssitz in der sächsischen Landeshauptstadt die Basis für eine langfristige Kooperation schaffen.

Hoch hinaus in der sächsischen Schweiz. Foto: Unsplash

Von Sachsen in die Welt

Dabei reicht die sächsische Innovationskraft längst über die Landesgrenzen hinaus. Wichtiger Bestandteil des Leipziger SpinLab - The HHL Accelerator ist es, die ausgewählten Startups auch nach Programmende weiter zu unterstützen. Dazu gehört auch ein internationales Austauschprogramm. Gleichzeitig freut sich Eric Weber, Leiter des Startup-Inkubators und Koordinator des Smart Infrastructure Hubs, dass fast alle Gründerteams aus dem Leipziger SpinLabnach einer oder mehreren Finanzierungsrunden viele neue Arbeitsplätze vor Ort schaffen”.

Zum Beispiel Rhebo. Das Startup entwickelt intelligente Sicherheitslösungen für die Kommunikation zwischen Maschinen und konnte diese gleich an den kritischen Infrastrukturen der Stadtwerke Leipzig als auch in den Industrieanlagen von Porsche testen. Rhebo belegte 2016 den 2. Platz im futureSAX-Ideenwettbewerb. Weitere Preisträger waren etwa Silectra, die 2018 von Infineon für 124 Millionen Euro aufgekauft wurden.

Mit über 7500 Akteuren ist futureSax der perfekte Ansprechpartner für alle, die Zugang zu einem offenen, transparenten Netzwerk im Freistaat Sachsen suchen. „Wir bieten die nötige Vertrauensebene für alle Beteiligten, sind neutral, und stellen keine Branche, Technologie oder Region heraus. Wir lieben Innovationen, Innovationen aus ganz Sachsen, egal aus welcher Zielgruppe sie kommen. Was uns verbindet, ist eine Passion für Innovationen und Unternehmertum, für Forscher- und Erfindergeist, für Leidenschaft und Engagement. Ein Ökosystem, in dem wir alle gut zusammenarbeiten und wachsen können“, sagt Anja Giese, die die Community des Netzwerks betreut.

In Sachsen arbeiten Industrie und Forschung Hand in Hand. Am 5G Lab der TU Dresden wird autonomes Fahren bereits im Modellversuch getestet. Infineon ging Ende 2018 mit einem neuen Entwicklungszentrum für Automobilelektronik und Künstliche Intelligenz an den Start.

Aber nicht nur Lösungen für eine nachhaltige Mobilität werden vorangetrieben, auch Konzerne wie die Telekom finden Sachsen als Zukunftsstandort spannend. Als Träger der Hochschule für Telekommunikation verspricht sich das Unternehmen mit der Stiftungsfakultät „Digitale Transformation” Impulse für neue Zukunftstechnologien. Und auch in Sachen Nachwuchs gelten Sachsen Universitäten und Hochschulen als Talentschmieden.

„Aus den vielen Hochschulen und Forschungseinrichtungen, darunter eine Exzellenzuniversität, kommen schlaue Köpfe und tolle neue Technologien“,  so Dr. Frank Pankotsch, Geschäftsführer von dresden|exists.

So arbeitet man in Sachsen: Die Räumlichkeiten von SpinLab, The HHL Accelerator. Foto: SpinLab

Unis als Talentschmieden

Neben der Uni Leipzig und den drei Technischen Universitäten in Dresden, Chemnitz und Freiberg gibt es fünf weitere staatliche anerkannte Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Egal ob in Zwickau, Freiberg Chemnitz oder Dresden, fast alle Bildungseinrichtungen forschen im Rahmen von strategischen Allianzen für namhafte Unternehmen wie Porsche, die Deutsche Bahn oder Rolls Royce.

„Sachsens Gründerszene wächst und gewinnt international an Bedeutung“
Thomas Schulz, Head Of Operations der HighTech Startbahn

Zusätzlich werden die Beziehungen nach China ausgebaut. So planen die TU Chemnitz und die chinesische Millionenmetropole Hefei ein gemeinsames Technologie-Institut. Und mit regelmäßigen Startup-Classes vor Ort in Shanghai ermöglicht der DC Hub der Uni Leipzig ausgewählten Gründern direkt Kontakte zu chinesischen Investoren und Firmen zu knüpfen.

„Sachsens Gründerszene wächst und gewinnt international an Bedeutung. Besonders für Gründer im Hochtechnologieumfeld ist hier der HotSpot. Die Wege sind nicht weit und Gründern stehen viele Türen weit offen”, sagt Thomas Schulz, Head Of Operations der HighTech Startbahn.

Beste Voraussetzung also für das Robotik-Startup Wandelbots, das nach einer Finanzierungsrunde in Höhe von sechs Millionen Euro im Dezember 2018 jetzt aus Sachsen heraus nach China expandieren möchte. Die Technologie, mit der sich Roboter durch smarte Kleidung steuern lassen, wird bereits von Volkswagen und Infineon in der Montage und Logistik eingesetzt. Frank Bösenberg, Managing Director von Silicon Saxony bringt es auf den Punkt: Hier in Sachsen findet man das notwendige Forschungs- und Produktionsumfeld, um auch schnell groß zu skalieren.”Dieser Artikel erschien zuerst in der Berlin Valley Sonderausgabe zum Startup-Ökosystem Sachsen.

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