Eine Analyse

Die Berg- und Talfahrt der Rocket Internet Aktie

31/10/2015
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Herr Reichert, die Rocket Internet Aktie ist seit einem Jahr am Markt und hat eine Berg- und Talfahrt hinter sich. Ist sie im Moment fair bewertet?

JOCHEN REICHERT: Wir sehen den fairen Wert bei 50 Euro.

Wie kommen Sie auf die Bewertung?

JOCHEN REICHERT: Wir haben uns für wichtige Rocket-Internet-Unternehmen vergleichbare börsennotierte Unternehmen angeschaut und daraus Rückschlüsse gezogen. Aktuell ist es so, dass der gegenwärtige Kurs der Rocket Internet Aktie schon durch die wichtigsten Beteiligungen wie die Global Fashion Group, die Global Online Takeaway Group, Lazada und die Regionalgesellschaften sowie Cash gedeckt ist. Da sind aber beispielsweise Home24 und Westwing noch nicht reflektiert.

Welche Kriterien nutzen Sie für die Bewertung der Rocket Internet Aktie?

JOCHEN REICHERT: Wir schauen uns zuerst die Unternehmensbeteiligungen an und vergleichen sie mit anderen Unternehmen der Branche: die Global Fashion Group etwa mit Zalando, die Global Online Takeaway Group mit Just Eat oder Grubhub, Lazada mit Amazon. Davon losgelöst hat auch die Rocket-Internet-Plattform einen Wert, wozu das technische Know-how ebenso gehört wie das Prozesswissen und die Marktkenntnisse. Der Wert setzt sich also aus dem Wert der Beteiligungen, der Plattform und natürlich auch dem Cash zusammen.

Wie ist die Qualität der Informationen, die Rocket liefert? Bei Hellofresh weist Rocket in seiner aktuellen Präsentation eine Ergebnis-Marge vor Marketingkosten aus …

JOCHEN REICHERT: Bei Hellofresh ist der Marketingaufwand natürlich ganz erheblich. Darum macht eine Kennziffer vor Marketingaufwand keinen Sinn. Rocket liefert insgesamt für viele Unternehmen eine Fülle von Informationen, aber sie sind nicht immer zielführend.

Proven Winners ist auch ein Begriff, den sich Rocket ausgedacht hat. Können Sie damit mehr anfangen?

JOCHEN REICHERT: So bezeichnet Rocket die Unternehmen, die eine gewisse Reife haben und bei denen es absehbar ist, dass sie sich am Markt durchsetzen. Es macht natürlich Sinn, eine Klassifizierung der Beteiligungen vorzunehmen. Wie man sie nennt, ist dabei nicht so wichtig.

Welche Risiken sehen Sie in dem Geschäftsmodell?

JOCHEN REICHERT: Im Moment ist der Markt aufnahmebereit. Für einen erfolgreichen Exit braucht Rocket so ein positives Börsenumfeld. Das kann sich aber wieder ändern, genau wie wir bereits einmal gesehen haben, dass der Startup-Boom wieder abflauen kann. Ein weiteres Risiko ist die immer größer werdende Komplexität im Unternehmen. Die Frage ist: Kann man die vernünftig steuern? Und schließlich gibt es noch das Schwellenländer-Risiko. Denn viele Beteiligungen agieren in diesen Märkten.

Und was sind die Stärken?

JOCHEN REICHERT: Rocket hat eine eigene technische Infrastruktur und technische Kompetenz, die Venturecapital üblicherweise nicht hat. Dann hat Rocket bereits viel Erfahrungen gesammelt und weiß, wie man Firmen schnell hochzieht. Es gibt auch erhebliche Netzwerkeffekte und schließlich setzt Rocket auf erprobte Geschäftsmodelle, die sich am Markt schon durchgesetzt haben. Das verringert das Risiko.

Das Gespräch führte Corinna Visser.

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