B2B-Geschäftsmodelle:

Wenn der Kunde die Bank ist

10/07/2017
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Zugriff auf alle Banken

Viele Fintech-Modelle brauchen einen Zugriff auf Bankdaten, damit Nutzer ihre Konten mit dem entsprechenden Dienst verbinden können. „Finapi ist eine Multi-Banking-API. Wir liefern eine Schnittstelle zu fast allen deutschen und österreichischen Banken und warten diese Zugänge. Weitere Länder werden folgen“, sagt Finapi-Gründer Florian Haagen. Das Startup hat keine Investoren an Bord und ist bisher organisch gewachsen. „Im B2C-Geschäft braucht man sehr große Marketing-Budgets“, sagt Florian. „Wir konnten mit unserem B2B-Modell schnell ein positiven Cashflow generieren.“ Die Kunden von Finapi sind Banken, die ihr eigenes Online-Banking Multi-Banking-fähig machen, Startups und etablierte Unternehmen, die Finanzlösungen entwickeln. Neben der Kerntechnologie kategorisiert das Unternehmen Kontodaten so, dass sie auch für andere Modelle nutzbar werden. „Unser Algorithmus erkennt zum Beispiel, welche Verträge ein Nutzer hat“, erzählt Florian. „Unsere Kunden können diese Informationen nutzen, um eine digitale Vertragsübersicht zu erstellen und Alternativen vorzuschlagen.“ finapi.io

Florian Haagen von Finapi: „Weitere Länder werden folgen.“ (Bild: Finapi)

Die Bank hervorheben

Es dauerte einige Zeit, bis Finreach sein aktuelles Erfolgsmodell gefunden hatte: einen voll-digitalen Kontowechsel für die Kunden, vertrieben als SaaS-Modell an Banken. „Wir wollen die Marke der Bank durch ein exzellentes Kundenerlebnis hervorheben“, sagt Geschäftsführer Sascha Dewald. Finreach hat bereits 117 Partner-Banken in Deutschland und Österreich, die den digitalen Kontowechsel nutzen und mehr als 100.000 Kontowechsel durchgeführt. Das Startup arbeitet gerade an einem neuen Projekt, über das noch nichts verraten wird. Für Sascha ist das B2B-Modell perfekt: „Ich mag es sehr, in einem professionellen Umfeld mit viel Komplexität und Geschwindigkeit zu arbeiten. Wir haben Sales-Zyklen von etwa zwölf Monaten und nicht unendlich viele potenzielle Banken als Kunden.“ Deshalb rekrutiert Finreach seine Mitarbeiter meist direkt aus der Finanzindustrie oder den Banken. Gerade hat das Startup sein Sales-Team vergrößert, um noch in diesem Jahr nach Italien und Spanien zu expandieren. finreach.com

Sascha Dewald von Finreach: „Ich mag es, in einem Umfeld mit Komplexität und Geschwindigkeit zu arbeiten.“ (Bild: Finreach)

Die besten Konditionen

Kantox löst ein Problem, das vielen Kunden gar nicht bewusst ist: Wer Geschäfte in verschiedenen Währungen macht, trägt das Risiko, dass sich der Wechselkurs in der Zeit zwischen Bestellung und Bezahlung verändert. „Die Wechselkurse, die die Banken anbieten, sind intransparent und die Bank schlägt ihren Preis mit drauf. Die Leute denken alle, sie haben gute Konditionen, aber meist stimmt das nicht“, sagt Maxim Dressler von Kantox. Das spanische Startup macht die Kosten transparent und sichert seinen Kunden das Wechselkursrisiko ab. Sie bezahlen oder erhalten ihr Geld also immer zum Wechselkurs des Kaufzeitpunktes. Kantox nimmt dafür eine Gebühr von 0,29 Prozent – Seit der Gründung 2011 hat Kantox bereits mehr als sechs Milliarden Euro abgesichert. Die Zielgruppe für den Service sind hauptsächlich KMUs in Europa, Maxim hat sich speziell auf Startups und Tech-Unternehmen fokussiert und ist deshalb auch viel in Berlin unterwegs: „Ich habe Kunden, bei denen die Wechselkursschwankungen bis zu 20 Prozent ihrer Marge kosten. Diese Unternehmen können mit uns viel Geld sparen.“ kantox.com

Toni Rami (l.) und Philippe Gelis (r.) von Kantox: „Unternehmen können mit uns viel Geld sparen.“ (Bild: Kantox)

Existenzielle Probleme lösen

„Wir wollen das Unternehmertum vereinfachen“, sagt Fastbill Mitgründer René Maudrich. „Dazu haben wir uns den Aspekt der Finanzen für kleine und Kleinstunternehmen vorgenommen.“ Das Frankfurter Fintech automatisiert Finanzprozesse für kleine Unternehmen: Rechnungsein- und -ausgang, Zahlungen, Banking und die Zusammenarbeit mit dem Steuerberater. „Wir verzichten zugunsten der Einfachheit darauf, komplexe Prozesse abzubilden“, sagt René. Der Gründer will einen nachhaltigen Mehrwert für seine Kunden schaffen: „Wir können im B2B-Bereich ein existenzielles Problem lösen. Für viele Kleinstunternehmer bedeutet es das Aus, wenn sie bei den Finanzen Fehler machen“. Er mag außerdem die Kontinuität und die Unabhängigkeit von B2C-Trends. „Als wir 2011 angefangen haben, gab es in dem Bereich viel Nachholbedarf, jetzt wird der Markt immer größer.“ fastbill.com

Christian Häfner (l.) und Rene Maudrich (r.) von Fastbill: „Wir verzichten auf komplexe Prozesse.“ (Bild: Fastbill)

Open Banking für Sparer

Die Open-Banking-Plattform Comonea ist das Herz des Hamburger Startups Deposit Solutions: Banken können ihren Kunden über die Plattform Zugriff auf Sparprodukte verschiedener europäischer Banken geben, ohne dass die Kunden dort ein Konto eröffnen müssen. „Wir sind ein Infrastruktur-Dienstleister für Banken“, sagt Gründer Tim Sievers. Der Vertrieb an Banken ist ein guter Hebel: „Wir erreichen zum Beispiel allein über unsere Partnerschaft mit der Deutschen Bank acht Millionen Kunden“, sagt Tim. Der Vertrieb an die großen Organisationen wird außerdem leichter: „Früher mussten wir um jeden Termin kämpfen. Jetzt haben wir große Referenzkunden und die Banken haben Open Banking als wichtigen Trend erkannt. Das macht die Kommunikation einfacher.“ deposit-solutions.com

Tim Sievers von Deposit Solutions: „Wir sind ein Infrastruktur-Dienstleister für Banken.“ (Bild: Deposit Solutions)

Bausteine für mehr Service

Zehn Produkte in nur 18 Monaten – dieses Ergebnis hat Fino seit seiner Gründung erzielt. „Wir suchen Partner, um gemeinsam Projekte zu entwickeln, die für den Endkunden nützlich sind“, sagt Gründer Florian Christ. Das Erste Produkt war ein Kontowechsel-Service, es folgten Depot- und Kreditkartenwechsel, gerade hat Fino einen digitalen Vertragscoach gelauncht. Die Produkte sind bei mehr als 200 Partnern im Einsatz. „Wir machen nichts, was man nicht in drei Monaten bauen kann“, sagt Florian. „Wir holen uns dann Feedback und verbessern die Services kontinuierlich.“ Diesen Output schafft das Startup mit einem Team von 50 Leuten und ohne Investorengelder. „Der Austausch mit unseren Partnern zeigt uns immer wieder neue Cases auf, die wir bedienen können“, erzählt der Gründer, „wir könnten problemlos noch drei Jahre lang jedes Quartal ein Produkt launchen.“ Er genießt es, die Expertise seines Unternehmens mit der seiner Partner zusammenzubringen: „Dieses Gemeinsame fehlt im B2C-Markt“. fino.digital

Florian Christ von Fino: „Verbessern die Services kontinuierlich.“ (Bild: Fino)
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