Neustart in Gründerhand, Probleme ungelöst.

Ride: Gründer übernehmen wieder

Startup Insider Redaktion

17/12/2024

Das Berliner FinTech Ride, einst ein Hoffnungsträger der Szene, wurde nach einer gescheiterten Übernahme überraschend von seinen Gründern Christine Kiefer und Felix Schulte zurückgekauft. Der Investor Raoul Heraeus konnte das Unternehmen nicht stabilisieren, da wichtige Partner absprangen und Gehälter ausblieben. Trotz finanzieller Altlasten und struktureller Probleme sehen die Gründer Potenzial im Kerngeschäft von Ride und planen einen Neustart nach dem Jahreswechsel. Ob das Unternehmen wieder Fuß fassen kann, hängt nun von der Rückgewinnung des Vertrauens bei Partnern und Kunden ab.

Überraschender Rückkauf nach gescheiterter Übernahme

Nach der gescheiterten Übernahme des FinTechs Ride durch Investor Raoul Heraeus gibt es eine überraschende Wende: Die Gründer Christine Kiefer und Felix Schulte haben zentrale Teile ihres ehemaligen Unternehmens zurückgekauft. Das bestätigte Christine Kiefer auf Anfrage von Finance Forward.

Ride, bekannt für seine Unterstützung bei der Gründung vermögensverwaltender GmbHs zur Steueroptimierung bei Aktiengeschäften, galt einst als vielversprechendes FinTech. Prominente Investoren wie Fußballstar Mario Götze oder Verena Pausder, die Präsidentin des Startup-Verbands, hatten sich finanziell beteiligt. Dennoch meldete das Berliner Startup im September überraschend Insolvenz an. Wichtige Partner sprangen ab und die Übernahme durch Heraeus' Alera Capital scheiterte schlussendlich.

Lage für Ride-Mitarbeiter weiterhin schwierig

Während Kiefer und Schulte versuchen, das Ruder herumzureißen, bleibt die Lage für die Mitarbeiter weiterhin ungewiss. Im November wurden Gehälter der rund 20 verbliebenen Beschäftigten nicht fristgerecht ausgezahlt, einige Mitarbeiter warten laut internen Informationen bis heute auf ihr Geld.

Raoul Heraeus äußerte sich nicht umfassend zu den Vorwürfen, sicherte jedoch zu, dass die ausstehenden Gehälter aus dem Verkaufserlös beglichen würden. Wie viel die Gründer für den Rückkauf bezahlt haben, bleibt bisher unklar. Kiefer sprach lediglich von einem „Bruchteil“ des Betrags, den Heraeus ursprünglich zahlte – laut Handelsregister rund 630.000 Euro.

Attraktives Kerngeschäft trotz Altlasten

Trotz der finanziellen Schwierigkeiten sehen Experten und Teile der Belegschaft nach wie vor Potenzial im Kerngeschäft von Ride. Der Gründungsservice für vermögensverwaltende GmbHs und das angeschlossene Wertpapierbrokerage gelten als attraktive Geschäftsbereiche mit schnellem Umsatzpotenzial. Laut Insidern gab es zuletzt mehr als zwei Dutzend Interessenten für das angeschlagene FinTech.

Dennoch belasteten Altlasten aus fragwürdigen Immobiliengeschäften das Unternehmen schwer und trieben es in die Insolvenz. Auch der wochenlange Schwebezustand nach der gescheiterten Übernahme ließ wichtige Partnerschaften erodieren – ein Rückschlag für das Geschäftsmodell.

Ein Neuanfang für Ride?

Die früheren Gründer setzen nun auf einen Neustart in Eigenregie. Gemeinsam mit loyalen Mitarbeitern, die an das Potenzial von Ride glauben, soll das Unternehmen nach dem Jahreswechsel neu aufgebaut werden. Ob es gelingt, Vertrauen bei Partnern und Kunden zurückzugewinnen und Ride wieder auf Kurs zu bringen, bleibt abzuwarten. Fest steht jedoch: Die Gründer müssen weiterhin gegen zahlreiche finanzielle und strukturelle Herausforderungen kämpfen.