Matt Turck von Firstmark:

„Idealerweise zieht der CEO nach New York“

01/12/2016
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Matt, kannst du Firstmark Capital Partners
 kurz vorstellen?

Matt Turck: Firstmark ist eines der VC-Schlüsselunternehmen in New York. Wir haben für unseren neuen Fonds gerade etwas mehr als 500 Millionen Dollar eingesammelt, was uns nun zum größten Series-A- und Seed-Investor in New York macht. Gestartet sind wir 2008/2009, was in der Unternehmenswelt nicht besonders alt ist. Und wir hatten das Glück, sehr früh in einige der Leuchtturm-Unternehmen der vergangenen Jahre zu investieren, beispielsweise Pinterest, in das wir investiert haben, als es nur zwei Leute waren, oder Shopify mit dem großartigen deutschen Gründer Tobias Lütke oder auch Riot Games, das „League of Legends“ betreibt, das weltweit meistgespielte Spiel.

Und auch in Airbnb, richtig?

Matt Turck:Ja, aber das war ein Later-Stage-Investment. Wir haben eine ganze Reihe von Unternehmen, die erst in der Later-Stage-Phase kommen, wenn es um Finanzierungen in Höhe von 30, 40 oder 50 Millionen US-Dollar geht. Und natürlich hoffen wir auf gute Exits in den Jahren 2018, 2019 und 2020.

Firstmark Capital Partners veranstaltet auch viele Events.

Matt Turck:Wir sind sehr leidenschaftlich, was das das Ökosystem von New York und die Community angeht. Während wir einerseits in den USA investieren und auch ein bisschen in Europa, wollen wir andererseits helfen, die New Yorker Community aufzubauen. Wir veranstalten hier ungefähr 100 Events im Jahr. Etwa 40 Events davon sind offene Events.

„Wir sind sehr leidenschaftlich,
was das Ökosystem von New York
und die Community angeht“

Welche Veranstaltungen sind das zum Beispiel?

Matt Turck:Beispielsweise Data Driven NYC, das ist die größte Data-Community in den USA ist mit 11.000 Mitgliedern. Oder Design Driven, das Pendant für UI- und UX-Designer. Oder Code Driven für Entwickler, Hardwired, was ein Frontier-Tech-Event mit Fokus auf neue Plattformen ist: Internet of Things, Artificial intelligence, Virtual Reality, Drohnen, Robotics, Neural Science und so weiter. Firstmark hat drei Partner und jeder ist auf unterschiedliche Bereiche fokussiert. Meine zwei Schwerpunkte sind die Datenwelt, also Big Data, Data Science, Artificial Intelligence sowie Frontier-Tech, also Internet of Things, Virtual Reality, Drohnen, Robotics.

Das scheint bei euch gut zu funktionieren, ich kenne keine VC-Gesellschaft in Deutschland, die so aktiv Veranstaltungen organisiert.

Matt Turck:Ja es funktioniert erstaunlich gut. Es ist eine Menge an Arbeit, die man Monat für Monat machen muss. Man muss immer wieder gute Leute und gute Referenten in einen Raum bekommen. Wir machen es allerdings nicht für den Dealflow, denn wie viele andere VCs auch haben wir keine Dealflow-Probleme. Es ist eher umgekehrt: Wir haben mehr Deals, als wir wahrscheinlich verarbeiten können. Aber die Events eignen sich hervorragend für neue Einblicke, weil wir Monat für Monat die besten CEOs und CTOs zusammenbringen und man mit jedem sprechen kann. Du kannst Ideen austauschen und Gedanken entwickeln, wohin die Reise geht. Und natürlich sind Events eine erstaunliche Talent-Quelle für Firmen. Insgesamt besuchen mehr als 25.000 Leute unsere Events.

Wenn ihr die Events nicht dafür nutzt, wie findet ihr denn eure Deals, über Mundpropaganda und Empfehlungen?

Matt Turck:Das ist die übliche Kombination aus Netzwerkempfehlungen und proaktiver Suche in spannenden Segmenten, also thesengetrieben. Wir haben wie gesagt einen starken New-York-Bezug. Aber von Zeit zu Zeit finden wir auch eine Idee in Kalifornien, die uns gefällt. Und wenn die Leute sich noch nicht an uns gewendet haben, treten wir mit ihnen in Kontakt.

Ihr seid 2008 mit Firstmark in New York gestartet. Wie haben sich Öko- und Tech-System der Stadt seitdem verändert?

Matt Turck:Nach dem Platzen der Dotcom-Blase kam Mitte der Nullerjahre der große Hype zurück. Da gab es dann schnell das Silicon Valley – und dann gab es New York mit ungefähr drei Unternehmen und einer Handvoll Startups. Aber in den letzten Jahren gab es hier eine absolute Explosion, es war faszinierend, das zu beobachten.

„In den letzten Jahren gab es hier
eine absolute Explosion, es war faszinierend, das zu beobachten.“

Inwieweit?

Matt Turck:Da gab es verschiedene Aspekte. Letztendlich ist das gesamte Ökosystem breiter und tiefer geworden. Vor der Jahrtausendwende gab es Medien und Adtech. Ab 2005 eine zweite Generation von Unternehmen aus dem Commerce-Bereich und Social Startups wie Foursquare oder Tumblr. Und seit 2011 steht eine dritte Generation in den Startlöchern mit dem Fokus auf Gesundheit und auf Fintech. Das meine ich mit der Verbreiterung. Und tiefer in dem Sinne, dass sich darunter eine Schicht Unternehmen gebildet hat, die all diese Aktivitäten unterstützen. Es ist beispielsweise auffallend, wie viele Deep-Tech-Firmen, also Firmen die Datenbanken bauen, sich in New York gegründet haben.

Und wie wird New York in dieser Hinsicht in fünf Jahren aussehen? Wird es vergleichbar mit dem Silicon Valley sein?

Matt Turck:In fünf Jahren wird in New York weiterhin ein Netzwerk sein, das Entrepreneure und Geld anzieht, mit dem Unternehmen Team-Mitglieder locken können. Alles wird weiter wachsen und mehr und mehr Teil der DNA sein, die die Stadt ausmacht. Ich glaube aber nicht, dass New York größer wird als das Silicon Valley.

Wahrscheinlich ist doch das Interessanteste an deinem Job, dass Leute zu dir kommen und dir Dinge vorstellen, von denen du noch nie etwas gehört hast.

Matt Turck:Absolut. Entrepreneure sind die klügsten Menschen, sie vollbringen die interessantesten Sachen, und wir haben das Glück, dass sie zu uns kommen und wir die Möglichkeit bekommen, mit ihnen zu reden.

„UNTERNEHMEN, DIE AUSSCHLIESSLICH IN EUROPA BLEIBEN UND NUR EIN BÜRO IN DEN USA ERÖFFNEN WOLLEN, MÜSSEN ECHTE TRACTION HABEN“

Für einen Investor ist das vergleichsweise bescheiden – viele sehen sich als die eigentlichen Strippenzieher hinter den Gründern.

Matt Turck:Sagen wir es so: Es gibt sicher eine nicht geringe Anzahl von Leuten in meiner Branche, die über ein großes Ego verfügen.

Und sie sind so, weil sie auf einem Haufen Geld sitzen?

Matt Turck:Genau. Gerade als junger Investor bildest du dir schnell etwas ein. Du hast viel Geld zur Verfügung. Das gehört zwar nicht dir, aber du kümmerst dich darum, es zu investieren. Dadurch kommen ständig Leute zu dir – und das Risiko ist hoch, dass du deshalb anfängst zu denken, dass du etwas Besseres bist. Und natürlich sagen dir die Leute, die etwas von dir wollen, wie aufschlussreich dein Beitrag auf dem letzten Kongress war oder sie liken deinen Tweet. Manche Investoren denken dann, sie wären Genies, aber in Wahrheit ist all das nur ein Spiel.

Und welche Art von Unternehmern sollen sich mit euch in Verbindung setzen?

Matt Turck:Neben den Themen, die mich interessieren, habe ich einen Partner, der Consumer Gaming und Market Places macht, und einen anderen Partner, der auf SaaS fokussiert ist.

Und gibt es Killer-Kriterien?

Matt Turck:Distanz ist schwierig. Es ist okay für uns, wenn ein Unternehmen sein Tech- und Development-Team oder sein Data-Team in Europa hat, solange der Hauptsitz hier ist. Idealerweise zieht der CEO oder ein Mitgründer hierher. Unternehmen, die ausschließlich in Europa bleiben und nur ein Büro in den USA eröffnen wollen, müssen echte Traction haben. Denn wenn etwas schlecht läuft, kann man sich nicht schnell mal auf einen Kaffee treffen. Aber grundsätzlich interessieren uns vor allem Unternehmen, die ihren Hauptfokus auf die USA legen wollen.

Das Gespräch führte Jan Thomas.

[td_block_text_with_title custom_title=”MATT TURCK”]ist Managing Partner beim VC Firstmark Capital, der in eine große Bandbreite von Unternehmen investiert ist. Vorher war er Managing Partner bei Bloomberg LP und Gründer von Triplehop Technologies.

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