Meta kündigt Meta Quest 3 an
Wer dachte, Marc Zuckerberg hätte seinen Traum vom Metaverse aufgegeben, wurde gestern eines Besseren belehrt. Mit diversen Posts auf seinen hauseigenen Social-Media-Kanälen Facebook und Instagram kündigte Zuckerberg die neue kabellose Digitalbrille Meta Quest 3 an. Sie soll voraussichtlich im Herbst auf den Markt kommen.
Oculus-Übernahme fast zehn Jahre her
Meta (damals noch Facebook) hatte Anfang 2014 (unmittelbar nach der 19 Milliarden Dollar schweren Übernahme von WhatsApp) den Datenbrillen-Entwickler Oculus VR für bis zu 2,3 Milliarden Dollar übernommen. Zuckerberg prognostizierte damals: “Oculus hat die Chance, die sozialste Plattform aller Zeiten zu schaffen und die Art und Weise zu verändern, wie wir arbeiten, spielen und kommunizieren.” Zum Zeitpunkt der Übernahme hatte Oculus noch kein marktreifes Produkt und das Metaverse war allenfalls eine visionäre, nicht ausformulierte Idee.
Metaverse - Zuckerbergs Moonshot-Wette
Ein marktreifes Oculus-Produkt gibt es nun seit rund sieben Jahren. Zudem hat Zuckerberg Facebook inzwischen medienwirksam in Meta umbenannt, um den Anspruch zu untermauern, die führende virtuelle Plattform der Welt aufzubauen. Auf der Facebook Connect 2021 erklärte er: „Wir glauben, dass das Metaversum der Nachfolger des mobilen Internets sein wird. Wir werden uns anderen Menschen immer so nah fühlen können, als wären wir direkt bei ihnen, egal wie weit wir tatsächlich voneinander entfernt sind.“ Würde man das hauseigene Metaverse-Projekt “Horizon Worlds” als Erfolgsgradmesser heranziehen, wäre Meta vom Metaverse-Durchbruch weiter entfernt, als die Berliner Verwaltung von der Digitalisierung. Horizon Worlds gilt gemeinhin als geflopt.
Leak verrät Verkaufszahlen der Meta Quest-Reihe
Über die Verkaufszahlen seiner VR-Brillen hatte sich Meta konsequent ausgeschwiegen. Im März 2023 wurde jedoch der Inhalt einer internen Präsentation (Roadmap für VR- und AR-Produkte bis 2027) geleakt und damit auch die Verkaufszahlen der Quest-Headsets. Laut Mark Rabkin, Vizepräsident der VR-Abteilung, wurden die bisherigen Quest-Headsets (also Quest, Quest 2 und Quest Pro) zusammen fast 20 Millionen Mal verkauft. In einem Interview mit The Verge erklärte Zuckerberg: „Aus der Perspektive des Ökosystems dachten wir, dass eine kritische magische Zahl erreicht ist, wenn wir zehn Millionen aktive Einheiten haben. Ab diesem Punkt haben wir ein sich selbst tragendes Ökosystem“.
Meta Quest 3 soll den Durchbruch bringen
Jetzt kommt also die Version 3 des Headsets für virtuelle und gemischte Realität. Sie hat eine höhere Auflösung, mehr Leistung und soll mit einem Preis von 569,99 Euro günstiger sein als ihre Vorgänger. Es ist als All-in-One-Headset ohne Kabel konzipiert. Es verfügt über ein hochauflösendes Display mit Pancake-Optik und basiert auf einem Snapdragon-Chipsatz der nächsten Generation. Die Standardversion verfügt über 128 GB. Eine Version mit mehr Speicher ist ebenfalls geplant. Weitere Informationen sollen auf der kommenden Meta Connect am 27. September bekannt gegeben werden. Zudem soll die Meta Quest 3 ein 40 Prozent dünneres Profil besitzen als Meta Quest 2, was in verbessertem Tragekomfort resultieren dürfte.
Besitzer früherer Quest-Modelle können sich freuen: Der Quest 3 ist abwärtskompatibel, zumindest zum Quest 2-Katalog mit über 500 VR-Spielen und Apps. Inhaltlich konzentriert sich die Kommunikation der neuen Quest 3 augenscheinlich darauf, die Brille als »Virtual und Mixed Reality Headset« zu inszenieren.
Erster Eindruck der Meta Quest 3 ist positiv
Bloomberg-Journalist Mark Gurman durfte die Brille vorab testen und titelte “A First Look at the Headset That Could Be Apple’s Biggest Competition”. Gurman bestätigte, dass sich das Quest viel leichter und dünner anfühlt als das bestehende Quest 2 von 2020. Auch die Vorderseite des Geräts ist neu und verfügt über drei vertikale, pillenförmige Sensorbereiche auf der Vorderseite. Außerdem gibt es zwei Farbkameras - im Gegensatz zu den Nicht-Farbkameras der Quest 2 - und einen Tiefensensor.
In seinem Artikel prognostizierte er “einen Krieg” zwischen Apple und Meta um den Headset-Markt, “ähnlich dem 15-jährigen Kampf zwischen Apple und Googles Android in der Smartphone-Industrie”. Während Meta derzeit Marktführer im Bereich XR (also der Kombination aus Augmented und Virtual Reality) ist und bereits über ein großes Software-Angebot für Gamer und Technikfans verfügt, dürfte Apple mit einem Preis von über 2.000 Dollar den High-End-Markt adressieren. Damit hat Meta die Chance, auch im günstigeren Segment dominant zu bleiben. Möglicherweise, so Gurmann, könnte Meta sogar davon profitieren, dass Apple zur Popularität des XR beiträgt.
Jedenfalls kündigte Meta im Anschluss an Zuckerbergs Postings mehr als ein Dutzend neue Spiele an, die sowohl für Quest 2 als auch für Quest 3 erscheinen werden. Eine echte Killer-App, für die sich Gamer sofort eine der beiden VR-Brillen kaufen könnten, war allerdings nicht dabei.Kurz angeteasert wurden ein VR-Ableger der erfolgreichen Ubisoft-Reihe “Assassin’s Creed” und der Nachfolger des Adventures “Asgard’s Wrath”. Die Aufzeichnung des Meta Gaming Showcase findet man hier. Einen Überblick über alle Ankündigungen gibt es hier.
Apple-Brille wird am 5. Juni vorgestellt
Auch bezüglich der Apple-Brille scheint Gurman gut unterrichtet. Ihm zufolge wird die Brille entweder Reality Pro oder XR Pro heißen. Das Betriebssystem hört auf den Namen xrOS. Zur Optik sagte er “Sie sieht aus wie eine Hightech-Skibrille, verfügt über ein neues magnetisches Ladegerät für die Stromversorgung, hat eine gebogene Vorderseite mit einem externen Bildschirm, um die Mimik und die Augen des Trägers zu zeigen, und mehrere externe Kameras.”
Diese seien für den Video-Passthrough gedacht und bieten eine Möglichkeit, die Außenwelt gleichzeitig mit der imaginären Welt, die man gerade sieht, zu zeigen. Das Gehäuse besteht ihm zufolge aus Glas, Kohlefaser und Aluminium.
Soweit bekannt, wird Apple sein Headset am kommenden Montag, den 5. Juni, vorstellen. Meta hat die Präsentation seines neuesten Modells für Ende September angekündigt.
Interessante Randnotiz: Das Buzzword Metaverse fiel übrigens in der aktuellen Ankündigung kein einziges Mal.