Kritik und Führungskrise: Mögliche Zerschlagung von Wefox
Wefox ist ein Schweizer Versicherungsunternehmen, das 2015 als Fintech unter dem Namen FinanceFox gegründet wurde. Das Unternehmen bietet eine digitale Plattform zur Verwaltung von Versicherungspolicen an und ist seit 2018 auch selbst als Versicherer tätig. Gegründet wurde es von Julian Teicke, Dario Fazlic und Fabian Wesemann. Nach einer Expansion von Deutschland und der Schweiz nach Österreich wurde der Name in Wefox geändert. 2018 startete Wefox mit eigenen Versicherungsleistungen unter der Marke One, wobei Munich Re als Rückversicherer fungiert.
Das Unternehmen erreichte 2019 den Status eines Einhorns mit einer Bewertung von über 1 Milliarde Euro. 2020 übernahm es den Schweizer Broker SAM Versicherungen und 2021 wurde die Marke Wefox vereinheitlicht. In einer Finanzierungsrunde 2021 sammelte Wefox 650 Millionen US-Dollar und wurde mit 3 Milliarden US-Dollar bewertet. 2022 stieg die Bewertung auf 4,5 Milliarden US-Dollar. Kritik gibt es bezüglich niedrigerer Gewinne als angekündigt und Probleme bei der Integration übernommener Unternehmen. Anfang 2024 trat Gründer Julian Teicke als CEO zurück und Mitte 2024 wurde bekannt, dass eine Zerschlagung des Unternehmens droht.
Wefox-Hauptversammlung wird über Zukunft des Unternehmens entscheiden
Das Versicherungs-Startup stand vor einem möglichen Verkauf, angetrieben durch den Investor Mubadala und den neuen CEO Mark Hartigan. Mubadala, der Staatsfonds von Abu Dhabi und einer der größten Investoren von Wefox, wollte das Unternehmen an den britischen Versicherungsmakler Ardonagh verkaufen. Dieses Vorhaben stieß jedoch auf Widerstand der Gründer und einiger früherer Investoren, da sie bei dem Angebot von nur 550 Millionen Euro leer ausgegangen wären, während Mubadala durch spezielle Vertragsklauseln begünstigt gewesen wäre. Der Verkauf hätte Wefox zudem in zwei Teile aufgespalten: Ardonagh hätte das Kerngeschäft übernommen, während die Technologieplattform und das Schweizer Geschäft bei den frühen Investoren verblieben wären.
Inmitten dieser Verkaufspläne organisierten die Altinvestoren Medienberichten zufolge eine neue Finanzierungsrunde, um Wefox mit bis zu 50 Millionen Euro zu unterstützen. Die erste Tranche von 25 Millionen Euro stammt von Chrysalis Investments und Target Global. Diese Finanzierungsrunde könnte den sofortigen Verkauf des Unternehmens zunächst abwenden. Berichte deuten nun darauf hin, dass auch Mubadala möglicherweise einer Kapitalerhöhung zustimmen könnte, anstatt auf einen Verkauf zu bestehen.
Trotz dieser neuen Finanzierungsrunde bleibt die finanzielle Lage von Wefox angespannt. Das Unternehmen hat im letzten Jahr über 100 Millionen Euro Verlust gemacht und benötigt dringend 60 bis 70 Millionen Euro, um weiter operieren zu können. Der neue CEO Mark Hartigan, der im März Julian Teicke ersetzte, unterstützte ebenfalls den Verkauf an Ardonagh und könnte im Falle eines erfolgreichen Deals einen Bonus von 20 Millionen Pfund erhalten. Die Gründer versuchen nun, ihn aus dem Board of Directors zu entfernen, da dieses Gremium die wichtigsten Entscheidungen im Unternehmen trifft. Hartigan hatte zudem mögliche Schließungen in Deutschland wegen hoher Verbindlichkeiten angedeutet.
Gründer Julian Teicke zeigte sich auf LinkedIn enttäuscht über die aktuellen Entwicklungen und die negativen Schlagzeilen, die sein Unternehmen derzeit macht. Die bevorstehende Wefox-Hauptversammlung am 28. Juni wird entscheidend für die Zukunft des Unternehmens sein und darüber bestimmen, welche Richtung es einschlagen wird.