Halbe Milliarde für Halbleiter-Startup Black Semiconductor
Das Aachener Startup Black Semiconductor, das eine Verbindungstechnik für Computerchips entwickelt, steht kurz vor dem Abschluss ihrer Series-A-Finanzierungsrunde. Sie soll dem Unternehmen insgesamt rund 500 Millionen Euro einbringen, wobei 70 Prozent der Mittel vom Staat und der restliche Teil von Privatinvestoren stammen werden, die Potenzial in der innovativen Halbleiter-Technologie sehen.
Über Black Semiconductor
Die Vision von Black Semiconductor könnte die gesamte Halbleiterbranche grundlegend verändern. Das Unternehmen arbeitet an einer Lösung für die äußerst aufwendige Verkleinerung von Chip-Technologien, für die Konzerne wie ASML, Nvidia und TSMC jedes Jahr Milliarden ausgeben - Tendenz stark steigend. Der hochkomplexe Ansatz besteht zusammengefasst darin, Daten zwischen Chips mit Hilfe von Licht zu übertragen und Graphen, ein Kohlenstoffmaterial mit hervorragenden optischen Eigenschaften, als Verbindungsmaterial zu verwenden. Dies sei jedoch äußerst herausfordernd, da optische und elektronische Schaltungen integriert werden müssten. Dieser Ansatz, den das Unternehmen verfolgt, würde die Herstellung von Halbleitern ermöglichen, die mindestens “10.000-mal leistungsfähiger sind als die heute üblichen Bauelemente”, betont Daniel Schall, der Mitbegründer von Black Semiconductor.
Schall, der über ein Jahr für die Finanzierung seines Halbleiter-Startups gekämpft hatte, erwartet nun, dass es weitere sieben Jahre dauern werde, bis seine Technologie in die Massenproduktion übergehen könne - Jahre, in denen das Unternehmen keinen Umsatz generieren kann. Der Finanzierungshorizont sei entsprechend angelegt.
Die Investition
Die von Black Semiconductor gesammelten Gelder sollen bis 2030 in mehreren Schritten fließen. Persönlichkeiten wie Hermann Hauser, Co-Founder von ARM, sowie Andreas von Bechtolsheim, Co-Founder von Sun Microsystems, beteiligen sich an dieser privaten Finanzierungsrunde, genau wie Venture Capital Firmen wie Project A, Cambium und Vsquared. Gleichzeitig profitiert Black Semiconductor von großzügigen staatlichen Subventionen im Rahmen des europäischen Chips Act, den EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verkündet hatte, um die europäische Chip-Abhängigkeit von etwa Asien zu lockern.
Laut Tanjeff Schadt, einem Branchen-Experten von der Strategieberatung Strategy&, bestehe nun die größte Herausforderung für Halbleiter-Startups darin, ihre Produkte zu kommerzialisieren und den Übergang von Prototypen zur Massenproduktion zu bewältigen. Schall plant den Aufbau einer Produktionslinie am Firmensitz in Aachen, was jedoch mit erheblichen Kosten verbunden ist.
Die Investition von Black Semiconductor in Höhe von mehr als 500 Millionen Euro wird als vergleichsweise “überschaubar” angesehen, wenn man sie mit den Subventionen und Investitionen in der gesamten Halbleiterindustrie in Vergleich setzt. Ein gutes Beispiel sind die zehn Milliarden Euro, die dem US-Halbleiterhersteller Intel für seinen Produktionsstandort in Magdeburg im Juni diesen Jahres von der Bundesregierung zugesichert wurden.