Wie gewinne ich im Wettbewerb mit einem Rocket-Internet-Venture? Wie sieht die Startup-Finanzierung der Zukunft aus? Was ist das Erfolgsrezept eines Sillicon-Valley-Entrepreneurs?
Für Gründer und solche, die es werden wollen, sind sicher alle diese Fragen spannend. Sie waren Teil der Agenda der eintägigen Startup-Konferenz „Valley in Berlin“, die der Immobilienscout24-Accelerator You Is Now am 10. März ausgerichtet hat. Vor dem Hintergrundgemurmel neu entstehender Bekanntschaften präsentieren die zahlreichen Speaker ihre Themen. Renaud Visage, Co-Founder von Eventbrite, sprach über die harte Realität eines Gründers; Ryan Lawler, Venture Partner von 500 Startups, erzählte, warum Journalisten gute Investoren sein können. Sechs Immobilien-Startups stellten ihre Ideen in Fünf-Minuten-Pitches vor. Zwischen den zahlreichen Sessions hatten die Teilnehmer Zeit für Gespräche und Networking.
Wie man mit Rocket Internet mithalten kann
Mit Claude Ritter stand ein erfahrener und erfolgreicher Gründer auf der Bühne des Accelerators. Und einer, der gut Anekdoten erzählen kann. Ritter hatte 2010 gemeinsam mit Nikita Fahrenholz den Lieferdienstvermittler Delivery Hero gegründet, der derzeit mit 3,1 Milliarden Dollar bewertet ist – und damit eins der wertvollsten europäischen Startups überhaupt. Im April 2014 stiegen Ritter und Fahrenholz dann operativ aus, um sich dem neuen gemeinsamen Projekt zu widmen: dem Putzkräfte-Vermittler Book a Tiger. Wie es sich wohl angefühlt hat als im April 2014, wenige Tage vor dem geplanten eigenen Launch, mit dem Rocket-Internet-Venture Helpling ein starker Konkurrent an den Start ging? Inzwischen kann Ritter darüber scherzen. In seinem Talk gab er dem Publikum Tipps, wie man den Wettbewerb mit einem Rocket-Startup – und somit einem Unternehmen, das deutlich besser mit Kapital ausgestattet ist – erfolgreich bestehen kann.
Eine seiner wichtigsten Grundregeln dabei: „Lead, don’t follow.“ Wer zu sehr auf seine Konkurrenten schaue und nur versuche, ihnen nachzueifern, werde immer hinterher hinken. Besser sei es laut Ritter, sich auf eigene Stärken zu fokussieren und sein Startup mit guten Features auszustatten, die es abgrenzen und so zum Marktführer machen können. Außerdem, so riet Ritter, sollte man die Internationalisierung des eigenen Unternehmens nicht überstürzen. Das ist kein alltäglicher Tipp, ist doch häufig zu hören, für VCs sei eines der Hauptkriterien für ein potenzielles Startup-Investment die frühzeitig angestrebte Globalisierung. Letztlich hält auch Ritter diese für wichtig, aber: Zu schnell in unbekannte Märkte zu expandieren, könne ein „Kick in the Ass“ des eigenen Startups werden. Also immer ein Markt nach dem anderen.
„Es wird weniger Acceleratoren geben“
Im zweiten Block der Konferenz stand Adeo Ressi, Serial Entrepreneur und Gründer des Accelerators Founder Institute auf der Bühne im Foyer von You Is Now. Er sprach über die künftigen Veränderungen der Startup-Finanzierung. Seine Voraussage: Von aktuell mehr als 3000 Acceleratoren würden nur 300 übrig bleiben werden. Das sei okay, meint Ressi. Zukünftig würde es wenige große Player und mehr spezialisierte Acceleratoren geben, die die Startups gezielter unterstützen könnten.
Außerdem prophezeite Ressi, dass in Zukunft mehr Tech-Startups außerhalb der USA gegründet würden als innerhalb. „That’s your chance!“, will er die Berliner motivieren. Um eine Chance gegen die Konkurrenz aus China, Indien und Indonesien zu haben, gebe es nur einen Weg: „Raise now! That’s your only opportunity. Raise now before they dwarf you!“ Für Ressi habe Berlin das Zeug, in die Top 2 der Startup-Ökosysteme aufzusteigen – nach dem Silicon Valley, versteht sich.