Solaris: Investoren entscheiden sich gegen Abwicklung
Solaris Fintech: Abwicklung vorerst abgewendet – Finanzierung bleibt ungewiss
Das Berliner Fintech Solaris hat in einer entscheidenden Phase seines Bestehens einen wichtigen Schritt gemacht, um eine drohende Abwicklung abzuwenden. Trotz eines positiven Ausgangs bei einer außerordentlichen Hauptversammlung bleibt die Frage nach einer nachhaltigen Finanzierung weiterhin offen. Die Mehrheit der Investoren stimmten gegen eine Schließung des Unternehmens.
Finanzierung bleibt unklar
Seit Monaten kämpft Solaris mit einer angespannten finanziellen Lage. CEO Carsten Höltkemeyer hatte wiederholt betont, dass das Unternehmen ohne frisches Kapital in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro nicht überlebensfähig sei. Die kürzliche Sitzung der Hauptversammlung sollte die entscheidende Weichenstellung bringen. In einer kurzen Stellungnahme erklärte ein Unternehmenssprecher, dass man „einen wichtigen Schritt in Richtung einer langfristigen und nachhaltigen Finanzierungslösung“ gemacht habe. Doch die endgültige Finanzierung sei noch nicht gesichert. „Wir werden in den kommenden Tagen die getroffenen Vereinbarungen gemeinsam mit unseren Investoren finalisieren“, hieß es weiter.
Bereits vor einigen Tagen hatte der Bestandsinvestor SBI Group aus Japan einen Finanzierungsvorschlag unterbreitet, der jedoch bei anderen Geldgebern auf Widerstand stieß. Trotzdem gilt es als wahrscheinlich, dass SBI eine zentrale Rolle in der künftigen Finanzierung von Solaris spielen wird. Bislang wurde das Unternehmen von prominenten Investoren wie ABN Amro, BBVA, Visa sowie Holtzbrinck Ventures und Lakestar unterstützt. Insgesamt floss mehr als eine halbe Milliarde Euro in das Fintech.
Herausforderungen und Fehlschläge 2024
Das Jahr 2024 sollte für Solaris eigentlich ein Wendepunkt werden. In einer Kooperation mit dem ADAC konnte das Fintech rund 1,3 Millionen Kreditkartenkunden des Automobilclubs übernehmen und sich so im Massenmarkt etablieren. Doch die Integration und die Einhaltung regulatorischer Anforderungen stellten das Unternehmen vor Herausforderungen. Bereits 2023 hatte Solaris mit einem Verlust von 178 Millionen Euro zu kämpfen. Diese negativen Zahlen wurden durch BaFin-Sanktionen und die gescheiterte Übernahme des britischen Wettbewerbers Contis noch verschärft.
Solaris stand zudem unter Aufsicht der BaFin, die eine Geldstrafe von 6,5 Millionen Euro wegen verspäteter Geldwäscheverdachtsmeldungen verhängte und die Bestellung eines Sonderbeauftragten verlängerte. Zwar stellten Investoren zu Beginn des Jahres 100 Millionen Euro zur Verfügung, doch dieses Geld reichte nur wenige Monate.
Verluste im Kundenkreis und bei den Mitarbeitenden
Die finanziellen Schwierigkeiten spiegelten sich nicht nur in den Bilanzen wider, sondern auch in den Verlusten von wichtigen Geschäftspartnern. Ende Juni 2024 verlor Solaris mit Trade Republic einen seiner größten Kunden. Auch die Abgänge des Berliner Neobrokers Vivid und des Elektronikverleihers Grover, die ihre Kooperationen mit Solaris beendeten, markierten weitere Rückschläge.
Zu den verbliebenen Partnern gehören nun noch die Neobank Tomorrow sowie das Krypto-Startup Bitpanda, mit dem Solaris in Sachen Kryptowährungsverwaltung zusammenarbeitet. Doch auch der Rückgang von Geschäftspartnern und die schwierige Partnerschaft mit dem ADAC werfen Fragen über die künftige Ausrichtung auf.
Parallel zu den Kundenverlusten musste Solaris im Oktober 2024 eine große Entlassungswelle durchführen. Rund 240 Stellen, etwa ein Drittel des gesamten Teams, wurden gestrichen. Besonders betroffen war die britische Tochtergesellschaft Contis, deren Übernahme 2021 noch als vielversprechend galt. Laut Berichten der „Gründerszene“ hatten viele Mitarbeiter das Gefühl, dass die Entlassungen ohne klaren Plan durchgeführt wurden. „Es wird restrukturiert, aber niemand weiß genau wie“, sagte ein entlassener Mitarbeiter.
Zukunft von Solaris bleibt ungewiss
Trotz der Entlassungen und der finanziellen Unsicherheiten gibt es noch Hoffnung, dass Solaris seinen Kurs ändern kann. CEO Carsten Höltkemeyer kündigte an, die Diversifizierungsstrategie fortzusetzen und sich künftig stärker auf größere Unternehmen in den Bereichen Mobilität, Technologie und Gastgewerbe zu fokussieren. Doch konkrete Pläne bleiben bislang vage. Auch die jüngste Entscheidung von Chief Product Officer Delia König, nach acht Jahren bei Solaris das Unternehmen zu verlassen, verstärkt den Eindruck, dass die Zukunft des Unternehmens nach wie vor in der Schwebe ist.
In den kommenden Wochen wird sich zeigen, ob Solaris wirklich eine nachhaltige Finanzierungslösung findet und die von CEO Höltkemeyer skizzierte Neuausrichtung gelingt. Doch der Weg bleibt steinig, und die finanzielle Unsicherheit wird das Unternehmen auch in den kommenden Monaten begleiten.