Olivier Schuepbach von Partech:

„Wir wollen Firmen, die disruptiv sind“

13/02/2017
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Olivier, wie sieht die Investmentstrategie von Partech aus?

Olivier Schuepbach:Wir investieren in disruptive Digital- und Technologie-Unternehmen, die global expandieren wollen und aus den Bereichen Enterprise-Lösungen (Software as a Service, Big Data, Internet of Things), Internet und mobile Services (Marktplätze, Applikationen, Gaming) sowie Consumer Electronics (VR, Drohnen) kommen. Unser Team ist um drei Fonds organisiert: einem Seed-Fonds mit 100 Millionen Euro, einem Venture-Fonds, der kurz vor dem Abschluss mit einem Ziel von 360 Millionen Euro liegt, und einem Wachstums-Fonds von 400 Millionen Euro. Unsere Investitionen liegen dabei zwischen 200.000 Euro im Seed- und 50 Millionen Euro im Wachstums-Bereich – je nach dem Entwicklungsstand des Unternehmens. Dabei investieren wir zwei Drittel in Europa und ein Drittel in den USA.

Welche Faktoren sind bei einem ersten Eindruck entscheidend?

Olivier Schuepbach: Wir wollen darüber hinaus Firmen sehen, die disruptiv sind und das Potenzial haben, führend in ihrem Bereich zu sein. Wir legen viel Wert darauf, dass das Startup über ein herausragendes Team verfügt. Beim ersten Kontakt, ist es besonders wichtig, dass wir einen guten Überblick bekommen. Wir sehen in relativ kurzer Zeit, ob das Unternehmen zu unserer Investment-Strategie passt.

Was muss ein Startup mitbringen, das Kapital von Partech haben will?

Olivier Schuepbach: Wir suchen Unternehmen, bei denen wir die Chance sehen, dass sie schnell und erfolgreich wachsen. Dabei ist ein Schlüsselfaktor, dass das Unternehmen einen potenziell großen Markt anspricht und ein skalierbares Business Model hat. Dazu spielen die Originalität des Produkts, die Kunden und die Wirtschaftlichkeit eine sehr wichtige Rolle. Dann kommt es über weitere Faktoren hinaus darauf an, in welcher Entwicklungsphase sich das Unternehmen befindet.

Sind für Euch in der Growth-Phase wieder andere Parameter wichtig?

Olivier Schuepbach:Ja. In dem Fall investieren wir ja in bereits etablierte Unternehmen. Wir schauen dann besonders, wie sich das Unternehmen über die Zeit entwickelt und seine internen Strukturen aufgebaut hat. Finanzielle Komponenten sind natürlich auch wichtig: Das Unternehmen sollte zeigen können, dass es das Potenzial hat, stark weiter zu expandieren.

„Unser Ziel ist es, Unternehmen aufzubauen, an die man sich erinnert, und für diese zur richtigen Zeit der richtige Partner zu sein“

Auf was für einen Zeitraum sind Eure Investments angelegt?

Olivier Schuepbach:Meistens schauen wir auf einen Horizont von vier bis fünf Jahren – manchmal auch länger. Unser Ziel ist es, Unternehmen aufzubauen, an die man sich erinnert, und für diese zur richtigen Zeit der richtige Partner zu sein.

Wie viel Zeit vergeht von der ersten Kontaktaufnahme bis zum Investment?

Olivier Schuepbach: Das kann gerade im Seed-Bereich richtig schnell über die Bühne gehen. Im Venture- und Wachstumsbereich ist mehr Zeit nötig, um die Potenziale der Investmentmöglichkeiten zu erörtern. Es gibt in dem Fall mehr Daten zu analysieren, aufgrund derer wir eine Entscheidung treffen. Von der ersten Kontaktaufnahme bis zum Investment inklusive Due Diligence rechnet man normalerweise mit ein paar Monaten.

Steigt Ihr bevorzugt bei solchen Unternehmen ein, die sich noch in einem frühen Stadium ihrer Entwicklung befinden?

Olivier Schuepbach:Ja, unsere Multi-Stage-Fonds-Struktur erlaubt uns dies. Es ist schon ein Vorteil, wenn man mit den Entrepreneuren zusammengearbeitet hat und das Unternehmen intern kennt. Trotzdem investieren wir auch direkt in allen anderen Phasen.

Auch dann, wenn sie bereits durch eine ganze Reihe andere Investoren finanziert werden?

Olivier Schuepbach:Natürlich. Wir denken da sehr komplementär. Wir sind ein VC mit internationaler Ausrichtung. Deshalb ist es für uns sogar oft nützlich, mit Investoren und Fonds zu arbeiten, die einen stärkeren Fokus haben. Unterschiedliche Skills können da nur von Vorteil sein. Denn beim Aufbau eines Unternehmens ist es wichtig, zu jedem Zeitpunkt den richtigen Kreis von Investoren zu haben.

Schuepbach: „Schlüsselfaktor ist ein skalierbares Business Model.“ (Foto: Jann Venherm)

Und wie sieht es bei Unternehmen aus, die bereits durch Crowdfunding Geld eingesammelt haben?

Olivier Schuepbach: Ein Ausschlusskriterium ist das für uns nicht. Aber wir achten darauf, dass der Entrepreneur trotz der unterschiedlichen Beteiligungen noch genug Spielraum hat, sein Unternehmen und sein Produkt zu entwickeln. Es ist wichtig, dass der Entrepreneur nicht zu früh zu viele Anteile abgegeben hat.

Die Eigentümerstruktur sollte nicht zu komplex sein?

Olivier Schuepbach:Ja. Es muss eine gute Basis für Weiterentwicklung geben. Es ist für uns in der frühen Phase oft ein Alarmsignal, wenn der Investorenkreis nicht passt oder viel zu breit ist. Dann gibt es oft keinen klaren Weg, keine letzte Konsequenz – und das Team hat nicht genügend Anreize, das Unternehmen weiter voranzutreiben.

Was sind die größten Fehler, die man im Werben um einen Investor machen kann?

Olivier Schuepbach:Es hinterlässt immer einen schlechten Eindruck, wenn Gründer mit den Zahlen des Unternehmens nicht transparent herausrücken. Klar sollen Entrepreneure auch gute Verkäufer sein, aber die Zahlen müssen stimmen. Manchmal bekommen wir Daten aufgetischt und sehen, wenn wir uns dann in die Materie vertiefen: Das stimmt so alles nicht. Wir haben unter den falschen Voraussetzungen angefangen, uns mit dem Startup zu beschäftigen. Das kann für uns ein ganz klarer Dealbreaker sein. Zu einem Investment gehört immer dazu, dass man im Vorfeld die Stärken, aber auch die Schwächen eines Unternehmens klar kommuniziert.

Gebt ihr Unternehmern eine zweite Chance?

Olivier Schuepbach: Auf jeden Fall. Wir bleiben auch in Kontakt mit Unternehmen, in die wir zunächst nicht investiert haben. Oft brauchen Startups einfach mehr Zeit, ihr Business Model zu verfeinern und ihre Wirtschaftlichkeit zu beweisen. Momentan kann ein Startup zwar nicht zu unseren Anforderungen oder zur Strategie passen – aber später vielleicht schon.

„Als Entrepreneur bringen Erfahrungen immer weiter – auch die, die zunächst negativ zu sein scheinen“

Eine Frage des Timings.

Olivier Schuepbach:Genau. Manchmal auch eine Frage der Unternehmensentwicklung. Dann schauen wir, was sie für Fortschritte machen und ob wir zu einem Punkt kommen, an dem wir dann sagen können: Es geht in die richtige Richtung, jetzt wollen wir mitmachen.

Scheitern ist also keine Schande?

Olivier Schuepbach: Nein. Man kann daraus auch viel lernen, das ist klar. Als Entrepreneur bringen Erfahrungen immer weiter – auch die, die zunächst negativ zu sein scheinen. Wichtig ist es, daraus seine Schlüsse zu ziehen und sich dementsprechend zu entwickeln.

Das Gespräch führte Corinna Visser.

[td_block_text_with_title custom_title=”OLIVIER SCHUEPBACH”]Olivier Schuepbach ist seit 2015 Partner bei Partech und leitet die Aktivitäten in Deutschland. Olivier, Jahrgang 1977, stammt aus der Schweiz und hat einen M. Sc. von der EPFL und einen MBA der Business School INSEAD (France/Singapore). Danach war er unter anderem als VC bei Wellington Partners und als Entrepreneur bei Brands4Friends.

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