Bundesregierung plant 30 Milliarden Euro für Startups bis 2030
10-Punkte-Programm für Startups: Maßnahmen zur Finanzierung und Bürokratieabbau
Am 27. Juli 2022 hat die Bundesregierung erstmalig eine umfassende Startup-Strategie verabschiedet, um die Bedingungen für Gründerinnen und Gründer in Deutschland zu verbessern. Diese Strategie bündelt die Maßnahmen zur Stärkung des Startup-Ökosystems in Deutschland und Europa in zehn Handlungsfeldern und dient als Fahrplan für die laufende Legislaturperiode. Das 34-seitige Papier umfasst ein Zehn-Punkte-Programm, das wichtige Maßnahmen wie die Stärkung der Finanzierung, die Verbesserung der Mitarbeitendenbeteiligung und die Vereinfachung von Gründungen beinhaltet. Ein zentrales Element ist die Möglichkeit für Versicherungen und Pensionskassen, in Startups zu investieren. Darüber hinaus plant die Regierung spezielle Fonds für Technologie- und Klimainnovationen sowie erweiterte Beteiligungsmöglichkeiten für Frauen und soziale Unternehmen. Bis zum Jahr 2030 sollen insgesamt 30 Milliarden Euro für Startups bereitgestellt werden. Die Strategie zielt zudem auf den Abbau von Bürokratie und die Erleichterung von Börsengängen ab. Die Umsetzung der Maßnahmen soll bis Herbst 2025 abgeschlossen sein.
Die Zielsetzung ist, alle Maßnahmen der Startup-Strategie bis zum Ende der Legislaturperiode im Rahmen der verfügbaren Haushaltsmittel und der Finanzplanung umzusetzen. Diese Strategie basiert auf einem umfassenden Beteiligungsprozess der Stakeholder, dessen Ergebnisse in die Strategie eingeflossen sind.
Rund ein Jahr nach dem Beschluss der Startup-Strategie informiert die Bundesregierung mit einem Fortschrittsbericht über den aktuellen Stand ihrer Umsetzung. Der Bericht beschreibt den Umsetzungsstand in den zehn Handlungsfeldern der Strategie sowie bei ausgewählten Einzelmaßnahmen. Über 40 % der Maßnahmen sind bereits vollständig umgesetzt. Bei der Hälfte der Maßnahmen wurden konkrete, substanzielle Vorbereitungen zur Umsetzung unternommen. Weniger als 10 % der Maßnahmen sind noch nicht gestartet, aber konzeptionelle Vorarbeiten oder interne Überlegungen zur Umsetzung sind auch bei diesen zum Teil schon erfolgt.
Wert deutscher Startups steigt auf 168 Milliarden US-Dollar
Das deutsche Startup-Ökosystem zeigt eine positive Entwicklung, hat aber weiterhin Verbesserungspotenzial. Seit 2018 hat sich der Gesamtwert deutscher Startups mehr als verfünffacht und erreichte 2022 einen Wert von 168 Milliarden US-Dollar. Dies entspricht 4,7 % des Bruttoinlandsprodukts. Im Vergleich dazu weisen die USA (16 %), das Vereinigte Königreich (13,5 %) und Frankreich (6,9 %) höhere Anteile auf. Deutschland ist derzeit Heimat von 31 Einhörnern und steht damit weltweit auf dem fünften Platz. Im Verhältnis zur Bevölkerung haben jedoch Länder wie die USA und Israel deutlich mehr Unicorns.
Im Jahr 2022 wurden in Deutschland 2.619 Startups neu gegründet, was einem Rückgang von 18 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Dennoch zeigt die Gründungsdynamik einen positiven Trend: In den ersten sechs Monaten 2023 stieg die Zahl der Neugründungen im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2022 um 16 % auf fast 1.300.
Viele Startups kämpfen derzeit mit Unsicherheiten hinsichtlich ihrer zukünftigen Geschäftsentwicklung, vor allem wegen des veränderten Zinsumfelds und der Inflation. Trotzdem blicken sie optimistischer in die Zukunft als die allgemeine Wirtschaft und die Digitalbranche.
Der Anteil von Gründerinnen in der Startup-Szene ist in den letzten Jahren stetig gestiegen und lag 2022 bei 20,3 %. Setzt sich dieser Trend fort, könnte bis 2030 Parität erreicht werden. Dennoch sind Frauen in der Gründerszene weiterhin unterrepräsentiert und mehr als die Hälfte der Startups werden ausschließlich von Männern geleitet.
Ein weiterer positiver Aspekt ist der Anstieg der grünen Startups, die 2022 einen neuen Höchststand von 35 % erreichten. Nachhaltigkeit gewinnt zunehmend an Bedeutung, insbesondere in den Bereichen Technologieentwicklung und -produktion.
Das Investitionsvolumen in Wagniskapital hat sich in Deutschland seit 2018 mehr als verdoppelt und betrug 2022 insgesamt 10,7 Milliarden Euro. Trotz eines Rückgangs im Vergleich zum Rekordjahr 2021 bleibt Deutschland auf einem guten Kurs. Allerdings liegt das Land im internationalen Vergleich bei den Wagniskapitalinvestitionen im Verhältnis zum BIP weiterhin nur im Mittelfeld.
60 % der Startups beschäftigen Mitarbeitende aus EU-Ländern und 32 % aus Nicht-EU-Ländern. Besonders größere Startups mit über 25 Mitarbeitenden weisen höhere Anteile internationaler Belegschaften auf. Dennoch bleibt der Fachkräftemangel ein bedeutendes Problem für über die Hälfte der Startups.
Deutschland zeichnet sich durch eine hohe Anzahl von Patentanmeldungen aus. Im Jahr 2021 wurden 3.121 Patente pro 10 Millionen Einwohner angemeldet, was mehr als doppelt so viele pro Kopf wie in den USA und auch mehr als in Frankreich oder dem Vereinigten Königreich sind. Dennoch ist die Zahl der wissensbasierten Ausgründungen aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen rückläufig.