Eine Studie der Katz Graduate School of Business an der Universität Pittsburgh hat den weitverbreiteten Glauben, dass Büroarbeit produktiver sei als Homeoffice, in Frage gestellt. Die Forschenden analysierten die Auswirkungen der Wiedereinführung der Büropflicht in 137 Unternehmen des S&P 500 und fanden heraus, dass eine verpflichtende Rückkehr ins Büro keine Leistungssteigerung bewirkte. Es gab keine signifikanten Veränderungen beim finanziellen Erfolg oder beim Unternehmenswert. Stattdessen schien es, dass das Hauptziel der Führungskräfte nicht die Produktivitätssteigerung war, sondern die Rückgewinnung der Kontrolle über die Mitarbeitenden und die Möglichkeit, bei schlechter Unternehmensleistung einen Sündenbock zu haben. Eine bedeutende Auswirkung der Büropflicht war jedoch die Verringerung der Mitarbeiterzufriedenheit.
Eine Studie des Ifo-Instituts und des Immobilienberaters Colliers zeigt, dass der anhaltende Trend zum Homeoffice den Bedarf an Büroflächen in deutschen Großstädten wie Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf bis zum Jahr 2030 um mehr als ein Zehntel senken könnte. Diese Entwicklung deutet auf signifikante Veränderungen im Büromarkt hin, da Unternehmen und Arbeitnehmer sich zunehmend für flexible Arbeitsmodelle entscheiden. Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Notwendigkeit für Immobilienentwickler und -besitzer, sich auf die veränderten Anforderungen an Büroimmobilien einzustellen und innovative Lösungen für die zukünftige Nutzung und Gestaltung von Arbeitsräumen zu entwickeln.
Eine aktuelle Umfrage des Ifo-Instituts, die im Februar 2024 unter knapp 9.000 Unternehmen durchgeführt wurde, zeigt, dass Homeoffice in Deutschland fest verankert ist. Rund 24 Prozent der Beschäftigten arbeiten zumindest teilweise von zu Hause, ein Anteil, der seit zwei Jahren nahezu unverändert ist. Während in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) etwa 20,5 Prozent der Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiten, liegt dieser Anteil in großen Unternehmen bei etwa 32,1 Prozent. Dienstleistungsunternehmen führen mit 34,1 Prozent die Liste der Branchen an, die Homeoffice nutzen, gefolgt von der Industrie mit 16 Prozent und dem Handel mit 12,2 Prozent. Die Baubranche bildet mit nur 5,4 Prozent das Schlusslicht. Trotz Diskussionen über eine Rückkehr ins Büro in einigen Unternehmen und der Anerkennung, dass Präsenzarbeit in bestimmten Bereichen Vorteile bietet, wie beim Wissenstransfer, kreativer Gruppenarbeit und sozialen Aspekten, zeigt die Umfrage, dass eine Abschaffung des Homeoffice nicht in Sicht ist.
Trotz der Insolvenz von Branchengrößen wie Wework und Independesk erlebt der Coworking-Sektor in Deutschland einen ungeahnten Aufschwung, insbesondere in ländlichen Gebieten. Die Anzahl der Coworking-Spaces hat sich seit 2018 auf über 1.852 Standorte mehr als versechsfacht, mit einem Wachstum von rund 50 Prozent seit 2020. Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg führen die Liste mit den meisten Coworking-Einrichtungen an, während auch ländliche Regionen signifikante Zuwächse verzeichnen. Die Entwicklung ist durch die Corona-Pandemie und den Trend zum Homeoffice weiter beschleunigt worden, wobei Coworking-Spaces in ländlichen Gebieten nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch Übernachtungsmöglichkeiten, Kitas und Cafés anbieten.
Die Corona-Pandemie hat die Fernarbeit (Remote Work) populär gemacht, und eine Studie des Druckerkonzerns Brother zeigt nun, dass Österreichs Fernarbeitende zu den glücklichsten in Europa gehören. Die Studie bewertete verschiedene Faktoren wie WLAN-Geschwindigkeit, Wohnungs- und Stromkosten, Sicherheit und Lebenshaltungskosten. Luxemburg wurde als beste Stadt für Remote Work in Europa eingestuft, während Athen als die schlechteste bewertet wurde. Österreichische Städte, wie Wien, befinden sich im Mittelfeld, weder unter den besten noch unter den schlechtesten Städten. Trotzdem sind die Fernarbeitenden in Österreich sehr zufrieden, mit einem siebten Platz in Europa. Finnland führt die Liste der glücklichsten Fernarbeitenden an, gefolgt von Dänemark und den Niederlanden. Die Studie untersuchte auch die Kosten für Remote Work, wobei der Balkan als günstigste Region hervorgeht.
Stanford-Professor Nicholas Bloom erklärt, dass die Rückkehr ins Büro in den USA ein überholtes Konzept ist und Homeoffice nun ein fester Bestandteil des Arbeitsmarktes geworden ist. Im Jahr 2023 arbeiteten etwa 13 Prozent der Vollzeitbeschäftigten komplett von zu Hause aus, während rund 30 Prozent in einem Hybridmodell tätig waren. Diese Zahlen haben sich seit Beginn der Coronakrise zwar halbiert, sind aber stabil. In Deutschland zeigt das Ifo-Institut ähnliche Trends. Laut Ifo-Forscher Jean-Victor Alipour ist Homeoffice ein integraler Teil der Arbeitskultur in Deutschland geworden. Bloom betont, dass es etwas so Extremes wie die Pandemie erfordern würde, um diesen Trend umzukehren. Der Fachkräftemangel hat ebenfalls dazu beigetragen, dass Unternehmen auf die Bedürfnisse der Beschäftigten eingehen. Eine Studie von 2021, an der Bloom beteiligt war, zeigt, dass Arbeitnehmer den Wert von Homeoffice mit einer Gehaltserhöhung von etwa acht Prozent gleichsetzen.
Das Handelsblatt berichtet über das zunehmende Angebot von Homeoffice-Möglichkeiten bei deutschen Unternehmen. Ein Beispiel ist KGS Keller Geräte & Service, ein Baumaschinenhersteller aus Renchen, der seinen Büroangestellten ein bis zwei Tage pro Woche die Möglichkeit bietet, von zu Hause aus zu arbeiten. Die Mitarbeiter überwachen dabei ihre Arbeitszeiten selbst. Diese Entwicklung zeigt, dass immer mehr Arbeitgeber die Vorteile von Remote-Arbeit erkennen und entsprechende Flexibilität bieten, um ihre Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern. Die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, wird zunehmend zu einem wichtigen Faktor bei der Wahl des Arbeitgebers und trägt zur Zufriedenheit und Produktivität der Mitarbeiter bei.