„Unsere Bank muss unsere Vision verstehen“
Nikita, Book a Tiger ist nicht Deine erste Unternehmensgründung. Warum hast Du Dich entschieden, selbst zum Gründer zu werden?
Eigentlich bin ich eher zufällig zur Unternehmensgründung gekommen. Zunächst habe ich den klassischen Karriereweg als Unternehmensberater eingeschlagen. Mit der Zeit habe ich aber gemerkt, dass ich mich langfristig nicht in diesem Bereich sehe. Ich habe also angefangen, mich nach an- deren Möglichkeiten umzusehen. Zusammen mit Markus Fuhrmann hatten wir dann die Idee zur Gründung von Lieferheld.
Lieferheld hat sich zu einer der führenden Online-Plattformen für Lieferservices in Deutschland entwickelt, und mit Book a Tiger hast du jetzt ein neues Projekt am Start. Was reizt Dich daran, immer wieder neu zu gründen?
Meine Hauptmotivation ist es, gegen den Strom zu schwimmen und zu zeigen, dass bestimmte Märkte nicht perfekt funktionieren. Dieser Reiz, zu beweisen, dass es besser geht, motiviert mich jedes Mal aufs Neue.
Welche Geschäftsidee steckt hinter Book a Tiger, und welchen Service bietet Ihr Euren Kunden an?
Book a Tiger spricht zwei Zielgruppen an. Zum einem sind das Privathaushalte, denen wir er-möglichen, schnell, sicher und einfach eine Reinigungskraft zu finden. Zum anderem sprechen wir Geschäftskunden an, die bei uns individuell zu- geschnittene Reinigungslösungen bequem buchen und verwalten können und in Echtzeit die richtigen Reportings und Kennzahlen bekommen. Unsere große Vision ist es, die erste digitale Facility-Management-Plattform zu werden.
„Meine Hauptmotivation ist es, gegen den Strom zu schwimmen“
Kommen wir zur Zusammenarbeit mit Banken. Warum habt Ihr Euch für das Tech Team der HypoVereinsbank entschieden?
Wir kannten die HVB schon aus der Zeit von Lieferheld. Zusätzlich hatte uns der CFO von Delivery Hero das Tech Team empfohlen. Wir sind dann zunächst mit unseren Konten umgezogen. Als ich das Team persönlich kennengelernt habe, ist mir aufgefallen, dass unsere Ansprechpartner dieselbe Sprache sprechen wie wir und dass sie unsere Vision verstehen. Inzwischen hat sich die Zusammenarbeit besonders in den Bereichen Finanzierung, Cash-Management und Internationalisierung ausgeweitet.
Wie waren Eure Erfahrungen in den Anfangsjahren hinsichtlich der Zusammenarbeit mit Banken?
Banken waren für mich immer ein Buch mit sieben Siegeln. Gerade in der Anfangszeit war für uns die Bank eigentlich nur der Kontoführer. Und es war immer ‚out of scope‘, mit einer Bank hinsichtlich der Finanzierung zu reden. Erst durch den Schritt hin zum Tech Team der HypoVereinsbank haben wir uns mit der Bankenwelt angefreundet. Und ich bin positiv überrascht, dass wir nun doch eine so umfangreiche Zusammenarbeit haben.
Hat sich der Umgang der Banken mit Startups in den letzten Jahren gewandelt?
Ich merke schon, dass es immer mehr positive Ansätze gibt. Wir sind da ein ganz gutes Beispiel durch unsere Zusammenarbeit mit dem HVB Tech Team. Und auch einige Fintech-Startups arbeiten vermehrt mit Banken zusammen. Es ist also viel Bewegung im Spiel.
Wie bewertest Du die Finanzierungsbereitschaft der klassischen Banken im Vergleich zu Venture-Capital- oder Venture-Debt-Fonds?
Venture-Capital-Fonds sind in einer ganz frühen Phase noch deutlich eher bereit in eine Vision zu investieren als eine Bank. Wenn es aber um die zweite Finanzierungsrunde geht, man über Wachstumskapital versus Kreditlinie spricht, ist schon eine deutlich höhere Bereitschaft der Banken zu beobachten. Allgemein ist die HVB da ein sehr positives Beispiel, da sie auch im Bereich Finanzierung eine enge Zusammenarbeit sucht.
Wo liegen konkret die Vorteile einer Zusammenarbeit mit Banken im Vergleich zu alternativen Finanzierungsmöglichkeiten?
Die Sicht der Investoren auf Unternehmen die ein Senior Debt oder ein Bankdarlehen haben, ist eine ganz andere. Sprich, eine Bankenfinanzierung ist für die Bewertung eines Unternehmens sicher von Vorteil. Ich sehe immer mehr die Tendenz bei Startups, die Finanzierungsformen zu vergleichen. Da hat sich einiges getan, und ich denke, dass bei der Finanzierung Banken in Zukunft eine größere Rolle spielen werden.
„Wir brauchen eine Bank
mit großem Netzwerk
und Know-how“
Was erwartet Ihr von Euren Partnern und speziell von Eurer Bank?
Es ist viel wert, wenn sich das Team einer Bank mit der Geschäftsidee auseinandersetzt und unsere Vision versteht. Für uns ist es auch sehr wichtig, dass wir einen schnellen und agilen Partner haben. Wir wachsen rasant, und es passiert in unserem Bereich vieles schneller als bei klassischen Unternehmen. Wenn unser Bankpartner in der gleichen Geschwindigkeit reagieren kann, dann ist das ideal. Außerdem brauchen wir eine Bank, die uns durch ihr Netzwerk und ihr Know-how bei der Internationalisierung unterstützen kann. Und wir sind sehr digital aufgestellt, alles funktioniert vollautomatisch. Also muss auch die Bank über State-of-the-Art-Technologie verfügen, um uns zum Beispiel beim Zahlungsverkehr unterstützen zu können.
Kommen wir zurück zu Eurem Geschäftsmodell. Wie wird sich der Markt im Bereich Facility Management in Zukunft entwickeln? Wie geht es mit Eurem Unternehmen weiter?
Ich glaube, das Facility Management wird – wie auch alle anderen Bereiche – digitalisiert und transparenter werden. Wir sehen drei konkrete Ansätze, um das Facility Management zu optimieren, und wollen darin Vorreiter sein. Erstens beim Workforce Management: Facility Manager arbeiten mit sehr vielen Arbeitskräften, die heute meist offline gemanagt werden. Daraus folgen ein hoher Personalaufwand und eine niedrigere Marge. Unser Ansatz ist es, all das über eine Software vollautomatisch zu steuern. Der zweite Punkt ist Transparenz hinsichtlich der Anbieter: Hier bauen wir auf mehr Kundenfreundlichkeit mit kürzeren Kündigungsfristen und transparentem Pricing. Auch die Vergleichbarkeit ist auf einer Plattform größer. Der dritte Bereich ist Reporting und Feedback: Wir ermöglichen ein direktes und detailliertes Feed- back, welches wir unmittelbar vom Kunden an den Dienstleister weitergeben.
Welchen Rat möchtest Du anderen Gründern mit auf den Weg geben?
Ich bin schon immer ein großer Befürworter davon gewesen, einfach mal zu starten und nicht zu lange Pro und Contra abzuwägen. Trotzdem sollte man sich die Entwicklung des Unternehmens ganz genau anschauen. Welche Faktoren wurden vorher vielleicht nicht beachtet? Gibt es tatsächlich die Chance, die man sich erhofft hat? Und natürlich ist auch Anpassungsfähigkeit sehr wichtig.
Was macht erfolgreiche Gründer aus?
Eine hohe Leidensfähigkeit – und eine große Leidenschaft. Gründen heißt auch, gegen den Strom zu schwimmen und neue Dinge auszuprobieren. Ein guter Gründer ist wandlungsfähig und kreativ. Er analysiert Probleme, anstatt nur über Erfolge zu reden und er nimmt sich der Probleme an. Außerdem ist es hilfreich, faktenbasiert zu denken, sich nicht verunsichern zu lassen und konsequent zu handeln. Man muss an seine Vision glauben und dafür arbeiten.
„UNSERE BANK MUSS
SCHNELL UND AGIL HANDELN“
Patrick Lindstädt
ist Leiter des Tech Teams der HypoVereinsbank in Berlin. Die Bank bietet mit mehr als 3000 Experten in rund 50 Ländern über das Banken- netzwerk der UniCredit globale Lösungen vor Ort an. Im Tech Team beraten neben den Re- lationship Managern auch Spezialisten in den Bereichen Cash-Management, Internationali- sierung, Zins-, Währungs- und Risikomanage- ment bundesweit rund 300 Unternehmen. Kontakt: tech@unicredit.de