Südkorea als attraktiver Markt für deutsche Startups? – Ein koreanischer Gründer im Interview
Wenn deutsche Startups an Expansion denken, fällt der Blick oft zuerst auf den amerikanischen Markt. Vorbilder wie die großen Tech-Giganten und die Erfolgsgeschichten aus dem Silicon Valley prägen die Vorstellungen vieler Gründer.
Dabei gibt es zahlreiche andere Märkte, die viele attraktive Chancen bieten – Märkte, in denen deutsche Startups einfacher Fuß fassen können, weil dort bestimmte Industrien stärker gefragt sind und die Regierungen ausländische Unternehmen aktiv unterstützen.
Ein solcher, oft übersehener Markt ist Südkorea. Obwohl dieses Land hierzulande noch selten auf dem Radar der Startups erscheint, bietet es eine Fülle interessanter Möglichkeiten. Südkorea wurde nicht ohne Grund 2021 als das innovativste Land im Bloomberg Innovation Index gewählt. Mit speziellen Programmen und Anreizen für ausländische Gründer schafft die südkoreanische Regierung ein Umfeld, in dem Innovationen gedeihen können.
Um einen Einblick aus erster Hand zu erhalten, haben wir mit Ryan Shin, dem Gründer und CEO eines lokalen südkoreanischen Startups namens Bodit gesprochen, das bereits erfolgreich in andere Märkte expandiert ist und über umfangreiche internationale Erfahrung verfügt.
Bodit verbessert die Produktivität in der Viehwirtschaft durch präzise Bewegungsanalysen. Es adressiert zentrale Herausforderungen wie die Kontrolle von Krankheiten und die Überwachung von Zuchttieren, die durch fehlendes Monitoring
erschwert werden.
Ryan, was denkst du, wie attraktiv ist der südkoreanische Markt für Startups?
Südkorea ist echt spannend, weil der Markt so vielfältig ist. Es gibt viele verschiedene Branchen, was ihn zu einem perfekten Testfeld für neue Ideen macht. Die Regierung ist auch ziemlich aktiv dabei, Startups zu unterstützen, was es einfacher macht, verschiedene Möglichkeiten auszuprobieren und effiziente Strukturen aufzubauen.
Gibt es bestimmte Branchen, die besonders vielversprechend für ausländische Startups sind?
Südkorea hat einige Branchen, die international eine bedeutende Rolle spielen. Für Unternehmer ist es jedoch unabhängig davon interessant, die Chancen für das eigene Startup in Südkorea zu erkunden.
Momentan sehe ich besonders im E-Commerce großes Potenzial: Die Konsumbereitschaft ist hoch, und ausländische Produkte sind sehr gefragt. Das könnte für internationale Startups äußerst spannend sein.
Was sollten ausländische Startups wissen, bevor sie den südkoreanischen Markt betreten?
Es ist super wichtig, den Zielmarkt genau zu definieren und ihn durch einen Proof of Concept (PoC) zu validieren. So kann man die Unterstützung durch lokale Regierungsprogramme optimal nutzen und schneller in den Markt einsteigen.
Welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es, und wie können internationale Startups davon profitieren?
Die Regierung bietet verschiedene Forschungs- und Entwicklungsprogramme, die in Phasen unterteilt sind, welche Startups sehr weiterhelfen können. Es gibt auch regionale Programme, die speziell auf die Zusammenarbeit mit ausländischen Firmen ausgerichtet sind, diese können den Markteintritt enorm beschleunigen.
Gibt es kulturelle Besonderheiten, die ausländische Startups beachten sollten?
Wenn man an staatlich geförderten Programmen teilnimmt, sollte man auf jeden Fall auf schnelle Reaktionen und pünktliche Abgaben achten. Und dann gibt es noch die „ppalli ppalli“-Kultur, also dieses „schnell schnell“. Das ist hier in Korea ziemlich verbreitet, auch in der Unternehmenswelt.
Hast du einen Tipp für Startups, die nach Südkorea expandieren möchten?
Der südkoreanische Markt steckt voller Möglichkeiten, aber die Konsumenten hier sind auch sehr anspruchsvoll. Es ist eine gute Idee, Nischenmärkte zu identifizieren und zu schauen, wie man aus diesen Nischen herauswachsen kann. Das kann echt den Unterschied machen.
Bodit war Teil des Global Market Expansion Program (GMEP) des Korea Institute of Startup and Entrepreneurship Development (KISED) und der Korea Agriculture Technology Promotion Agency (KOAT), das darauf abzielt, koreanische Startups beim Einstieg in den deutschen und europäischen Markt zu unterstützen und ihnen neue Chancen zu eröffnen.
Das Programm wurde von der Start2 Group durchgeführt, die 15 koreanische Startups über mehrere Monate u.a. in München begleitete, um ihnen die Marktgegebenheiten vor Ort aus erster Hand näherzubringen.