Sterne des Südens:

Startups haben in München eine große Zukunft

22/09/2017
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München als neuer Startup-Hub Europas mag verwundern. Nicht so cool wie Berlin, niemals so international wie London und schon gar nicht so verrückt wie Amsterdam. Mit München assoziieren viele Bier, Brezen und das Oktoberfest. Na gut, vielleicht noch BMW, Allianz und Siemens – alles eher konservative, traditionelle Großkonzerne. Doch München als Deutschlands wirtschaftlicher Motor hat viel mehr zu bieten, als manche meinen.

Die bayerische Landeshauptstadt ist eine der am schnellsten wachsenden Metropolen Deutschlands. In keiner anderen Stadt sind mehr Dax-Konzerne beheimatet, es gibt zahlreiche führende Hightech-Unternehmen und unzählige Hidden Champions im Mittelstand. Viele davon suchen händeringend nach passenden Startups. München bietet eine starke Infrastruktur, ein gutes Gründerklima und wegen der Vielzahl an hervorragenden Hochschulen findet man hier auch sehr schnell top ausgebildete Leute. Genauso vielfältig wie das Wirtschaftssystem ist aber in den vergangenen Jahren auch die Startup-Szene herangewachsen. Hier tut sich gerade sehr viel. Vielversprechende Faktoren, um als Gründer Fuß zu fassen, oder?

München: aktives Ökosystem

Verglichen mit anderen europäischen Großstädten mag München ein verträumtes Nest sein, trotzdem hat die Stadt der ein oder anderen Startup-Metropole so manches voraus. Viele der hier ansässigen führenden Hightech- und Industrieunternehmen bringen sich aktiv ins Startup-Ökosystem ein. Das ist definitiv ein wichtiger Wachstumsfaktor und die Gründer profitieren von diesem Engagement. Es ist wichtig, dass wir hier nicht anfangen, andere Städte zu kopieren, sondern uns auf die eigenen regionalen Stärken besinnen.

München hat eine lange Tradition mit Technologieunternehmen und viele dieser etablierten Unternehmen investieren in die Startup-Szene oder öffnen eigene Accelerator-Programme, um vom neuen Gründergeist zu profitieren. In welcher Stadt treffen sonst so viel junge, extrem gut ausgebildete junge Menschen auf sehr erfolgreiche, aber oft eher konservative Unternehmen? Und genau diese Unternehmen wollen mit den „jungen Wilden“ zusammenarbeiten, weil sie sich einen München bietet ausgezeichnete Voraussetzungen für einen europäischen Startup-Hub großen Mehrwert an kreativem Input, neuen Blickwinkeln und Perspektiven, vor allem aber eine Frischzellenkur für ihre Unternehmenskultur erhoffen.

„Durch die überschaubare Größe des Standorts herrscht ein ganz anderes Vertrauensverhältnis“

Was mir besonders gut gefällt: In München wird nicht gegründet, um zu gründen. Man gründet, weil man die geniale Lösung für ein Problem sieht. Die Ideen sind ernsthafter und oft besser durchdacht. Es sind viel Kapital und eine aktive Investoren-Szene vorhanden. Außergewöhnlich sind vor allem die hohen Finanzierungsrunden, was besonders spannend für Later-Stage-Startups nach der Seed- oder Series-A-Phase ist. Viele dynamische Business Angels und alle größeren Venture-Capital-Gesellschaften sind in München vertreten und es wird einiges an öffentlichen Geldern investiert. Durch die überschaubare Größe des Standorts herrscht ein ganz anderes Vertrauensverhältnis, besonders zwischen Startup und Investor. Da die Szene (noch nicht) riesig ist, fällt das Netzwerken natürlich auch deutlich leichter: Man kennt sich und unterstützt einander.

Die Gründerkonferenz: Das war die Bits & Pretzels 2016 in München. (Foto:Dan Taylor/Heisenberg Media)

Durchdachte Planung

Den Deutschen wird oft eine zu geringe Risikobereitschaft vorgeworfen. Die trauen sich nichts, die versuchen es erst gar nicht. Ja, vielleicht riskieren wir wenig, aber nur weil wir zu 100 Prozent (oder zumindest 90 Prozent) sicher gehen wollen, dass unsere Idee auch funktioniert. Eine perfekt durchdachte Planung ist nicht langweilig, sondern genial. Liebe zum Detail, nicht kleinkariert, sondern leidenschaftlich. Nicht ohne Grund scheitern Münchner Startups im Vergleich deutlich seltener, als ihre europäische Konkurrenz. Das macht es für einen Investor viel attraktiver, hier zu investieren. Ich glaube, um München noch stärker als Zentrum der europäischen Startups zu positionieren, müssen wir versuchen, das Münchner Startup-Ökosystem weiter zu stärken und den Leuten zu zeigen, dass hier im Süden gerade sehr viel passiert. Mit dem Festival Bits & Pretzels – vom 24. bis 26. September 2017 – will ich zusammen mit Felix Haas und Andreas Bruckschlögl in München eine Plattform von Gründern für Gründer schaffen, die ihnen bei der Entwicklung ihrer Startups hilft.

Wir sind selbst Gründer und wissen, wie unglaublich wichtig es ist, zu schauen, was andere machen und was deren Erfolgsfaktoren sind. Wenn wir Münchner endlich selbst beginnen, unsere Stadt als den Startup-Hub zu sehen, wird auch der Rest Europas erkennen, wie viele Chancen, Möglichkeiten und perfekte Voraussetzungen hier zu finden sind.

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