OWL Startup Monitor 2024: Dynamik und Herausforderungen
Startup-Ökosysteme abseits der Metropolen als Innovationstreiber
Ostwestfalen-Lippe (OWL) ist ein positives Beispiel dafür, wie auch Regionen abseits der großen Metropolen zu dynamischen Innovationszentren für Startups werden können. Seit 2019 sind in der Region mehr als 220 neue Startups entstanden. Das zeigt der OWL Startup Monitor 2024 von der Founders Foundation und dem Startup Verband. Trotz eines schwierigen Jahres 2023 hat sich die Region 2024 mit einem Zuwachs von 28 Prozent bei den Neugründungen wieder erholt. Dieser Aufschwung spiegelt die hohe Dynamik wider, die sich auch in anderen ländlichen Regionen Deutschlands entfaltet, wenn die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden.
Die Region profitiert von einer engen Vernetzung zwischen Startups und etablierten Unternehmen sowie einer starken Unterstützung durch lokale Hochschulen. Aber trotz des positiven Wachstums gibt es auch in OWL Herausforderungen, vor allem beim Zugang zu Kapital. Das Startup-Ökosystem zeigt, wie wichtige Innovationstreiber auch außerhalb der Metropolen entstehen können – und wo noch Nachholbedarf besteht.
Hochschulen als Motor der Innovation
Der OWL Startup-Monitor zeigt, dass ein zentrales Element des Erfolgs von Startups in OWL die Hochschulen sind, welche als Impulsgeber fungieren. Rund 76 % der Startups in der Region geben an, dass sie Unterstützung von akademischen Institutionen erhalten haben. Dies umfasst sowohl den Zugang zu Forschungsressourcen als auch zu Netzwerken, die für junge Unternehmen von großer Bedeutung sind. Die Hochschulen schaffen zudem einen Austausch zwischen Theorie und Praxis, der Gründer in die Lage versetzt, ihre Ideen schneller in marktfähige Produkte umzusetzen.
Interessanterweise zeigt sich, dass in OWL viele Gründer auch ohne akademischen Abschluss den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Dieser pragmatische Ansatz führt dazu, dass die Region eine gute Balance zwischen akademischer Expertise und realitätsnaher Unternehmensführung bietet. Dies ist ein wesentlicher Vorteil für Startups, die auf schnellen, praxisorientierten Erfolg angewiesen sind.
Die enge Zusammenarbeit mit großen Unternehmen wie Miele, Dr. Oetker oder Goldbeck ist ein weiterer Erfolgsfaktor. Diese Unternehmen spielen eine zentrale Rolle im Ökosystem, indem sie nicht nur als potenzielle Geschäftspartner auftreten, sondern auch als Mentoren und Unterstützer. Die Kombination aus traditionellem Mittelstand und innovativen Startups sorgt für eine starke wirtschaftliche Symbiose, die in anderen Regionen Deutschlands nicht in gleicher Intensität zu finden ist.
Die Kapitallücke als Wachstumshindernis
Trotz der starken Vernetzung und der positiven Dynamik im Startup-Bereich bleibt der Zugang zu Kapital eine der größten Herausforderungen für Gründer in OWL. Lediglich 27 % der Startups konnten externe Investoren gewinnen – deutlich weniger als der bundesweite Durchschnitt von 40 %. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass 81 % der Gründer auf eigene Ersparnisse angewiesen sind, um ihre Unternehmen zu finanzieren. Der Mangel an Wagniskapital in der Region erschwert die Skalierung von Startups, was wiederum das Wachstumspotenzial vieler Unternehmen einschränkt.
Eine weitere Herausforderung ist die geringe Anzahl weiblicher Gründer in OWL. Mit lediglich 15 % Frauenanteil in der Gründerlandschaft und einer ebenfalls niedrigen Investitionsquote in von Frauen geführte Unternehmen bleibt hier noch viel Potenzial ungenutzt. Das Fehlen einer breiten Diversität im Gründermarkt könnte langfristig die Innovationskraft der Region beeinträchtigen, da unterschiedliche Perspektiven und Ideen fehlen.
Auch die Skalierung von Startups stellt die Region vor eine Herausforderung. Nur 14 % der Startups beschäftigen mehr als zehn Mitarbeiter – im Vergleich zum bundesweiten Durchschnitt von 25 %. Dies zeigt, dass viele Startups in der Region Schwierigkeiten haben, den nächsten Schritt zu gehen und größere Märkte zu erobern. Der begrenzte Zugang zu Kapital ist hier der Hauptfaktor, der die Expansion bremst.
Die Politik ist daher gefragt, die Frühphasenfinanzierung zu stärken und gezielt Investitionen in junge Unternehmen zu fördern. Das bestehende Netzwerk aus Hochschulen, Mittelstand und etablierten Unternehmen bietet gute Voraussetzungen, um die Region als Zentrum für Innovationen weiter auszubauen. Doch ohne eine nachhaltige Finanzierung und die Mobilisierung externer Investoren wird es schwierig sein, die Region langfristig als wettbewerbsfähigen Standort für Startups zu etablieren.