„Nur weil Du groß bist, bist Du noch kein guter Basketball-Spieler“
Adeo, in den vergangenen zehn Jahren sind mehrere tausend Gründer durch das Founders Institute gegangen. Was macht einen guten Entrepreneur für Dich aus?
Das ist eine sehr schwierige Frage. Ich werde erklären, was wir für das Founders Institute suchen. Außerdem beobachten wir Gründer und ich erzähle, was ich an guten Entrepreneuren beobachte. Diese beiden Dinge kombiniert ergeben ein erfolgreiches Startup.
Für das Founders Institute gibt es einen sehr ausführlichen Aufnahmetest. Was prüft Ihr damit?
Es gibt zwei Bereiche: Erstens das psychometrische Setup eines Menschen und zweitens sein Mindset und sein Hintergrund. Psychometrie bildet die Persönlichkeitsmerkmale eines Menschen in Daten ab. Einige Charakterzüge machen erfolgreich, andere sorgen dafür, dass man versagt.
Worum geht es bei den Tests zu Mindset und Hintergrund?
Die Kernfrage ist: Passt das, was Du tun willst zu dem, was Du bist? Das Warum und das Was müssen zusammenpassen. Wenn jemand beispielsweise einen Service anbieten will, der Autofahrer aufmerksam hält, ist die erste Frage, warum willst du das? Weil ich mal in einen Autounfall verwickelt war. Und dann: Fährst du gerne Auto? Nein. Hast du ein Auto? Nein. Warum will so jemand einen solchen Service starten? Nur weil etwas eine gute Idee ist, heißt das nicht, dass Du der richtige Mensch bist, um sie umzusetzen.
Weshalb ist es so wichtig, dass Warum und Wie zusammenpassen?
Wir suchen nach Menschen, bei denen das so ist, weil es ein wichtiger Faktor für Erfolg ist. Ein starkes Warum liefert einem Gründer fast unendlichen Antrieb, Motivation und Durchhaltevermögen das Unmögliche zu schaffen. Und das ist essenziell. Es gibt im Englischen vier M’s, von denen man sagt, dass sie wichtig für den Erfolg eines Unternehmens sind: Money, Market, Management und Momentum. Aber keiner dieser Faktoren ist wirklich entscheidend. Ein Startup stirbt, wenn der Gründer aufgibt.
„Nur weil etwas eine gute Idee ist,
heißt das nicht,
Dass Du der richtige Mensch bist,
um sie umzusetzen“
Ich würde gern weiter auf die psychometrischen Merkmale eines erfolgreichen Gründers eingehen.
Alle Merkmale, die auf den Erfolg eines Gründers hindeuten, sind genetisch. Leider. Die beiden wichtigsten Merkmale sind High Fluid Intelligence und High Openness. High Fluid Intelligence ist nicht der IQ, sondern die Fähigkeit, sich schnell in neue Systeme einzudenken und sich an die entsprechenden Regeln anzupassen. High Openness bedeutet, sich immer wieder aus seiner Komfortzone zu holen und nach Veränderung zu suchen. Es gibt dazu noch mehr Informationen auf fi.co/dna.
Und ohne diese Eigenschaften, scheitert ein Gründer?
Aber lass mich eines klar machen: Nur weil du groß bist, bist du noch kein guter Basketball-Spieler. Nur weil jemand das entsprechende psychometrische Setup hat, ist er nicht unbedingt ein guter Gründer. Es ist nur wahrscheinlicher. Andersherum kann jemand auch erfolgreich werden, wenn er dieses Setup nicht hat. Es ist nur unwahrscheinlicher.
Trefft Ihr Eure Entscheidungen für das Founders Institute allein auf Basis dieser Tests?
Ja, wir nehmen das sehr ernst. Unser Name ist Programm. Der Gründer steht im Mittelpunkt und das Wort Institut nutzen wir, weil wir so etwas wie eine Wissenschaft des Erfolgs betreiben. Wir wollen wissen, warum Menschen erfolgreich sind oder scheitern und wie sich das vorhersagen lässt.
„Ein Startup stirbt,
wenn der Gründer aufgibt“
Werden auch während des Programms Daten erhoben?
Ja, und wir beobachten die Gründer und Unternehmen auch weiter, wenn das Programm beendet ist. Zu Beginn bewerten unsere Mentoren die Gründer und sie bewerten sich auch gegenseitig. Das ergibt einen Score und die Performance der Gründer während des Programms hängt sehr stark mit dieser Zahl zusammen. Wenn wir die Scores der Gründer zu Scores für die jeweiligen Städte zusammenfassen, passt das auch zur Performance des gesamten Ökosystems. Unsere psychometrischen Daten zeigen außerdem, dass viele Stereotypen tatsächlich wahr sind.
Wie schneidet Berlin ab?
Berlin ist, wie das Klischee schon sagt, sehr offen und kreativ. Insgesamt haben wir Daten von mehr als 30.000 Gründern aus über 100 Städten. Knapp 400 davon stammen aus Berlin. Diese Gruppe liegt bei der High Openness 7,4 Prozent über dem globalen Durchschnitt und sogar zwei Prozent über Nordamerika. Bei Fluid Intelligence liegt Berlin sogar 3,75 Prozent über dem Silicon Valley.
Wie können Gründer auch außerhalb des Founders Institutes von Euren Erkenntnissen profitieren?
Was ich jetzt verrate, ist völlig verrückt. Stell Dir vor, du triffst einen Gründer und er erzählt Dir seine Idee. Du bewertest diese Idee im Geheimen auf einer Skala von eins bis fünf. Eins heißt schrecklich, fünf bedeutet sehr gut. Vier oder fünf Menschen bewerten den gleichen Gründer. Der Durchschnitt dieser Bewertungen sagt sehr zuverlässig voraus, wie er oder sie in Zukunft performen wird.
Nach welchen Kriterien wird der Gründer für diesen Test bewertet?
Es gibt keine Kriterien. Man wertet spontan nach Gefühl.
Woher wisst Ihr, dass das funktioniert?
Wir haben das selbst getestet. Wir beobachten die Firmen sehr lange und die Unternehmen der Gründer, die in diesem Test schlecht abgeschnitten haben, sind Jahre später fast alle in Schwierigkeiten. Umgekehrt sind die Unternehmen der gut bewerteten Gründer fast alle erfolgreich. Es geht hier nicht um einen kurzfristigen Effekt, sondern um Jahre.
Das heißt, wer bei diesem Test schlecht abschneidet, braucht eine neue Idee?
Das hilft leider nichts. Die meisten Unternehmen haben einen Pivot hinter sich und arbeiten nicht mehr genau an der Idee, die bewertet wurde. Dieser Test wertet mehr den Menschen als die Idee.
Was bedeutet das für Gründer?
Es bedeutet, dass es keine fancy Tests oder VCs oder Berater braucht, um die eigenen Chancen einzuschätzen. Es reichen ein paar zufällig ausgewählte Menschen.