Ist der erste Mensch auf dem Mars ein Chinese?
Dass die chinesischen Wissenschaftler angesichts dieses Misserfolgs ein trübseliges Gesicht machten wie Kleingärtner Matt Damon, dessen letzte Kartoffeln im Hollywood-Blockbuster „Der Marsianer“ ebenfalls dem Schockfrost erlagen, ist unwahrscheinlich. Ihr Motiv war ein anderes: Die Welt weiß nun endgültig, dass es die Volksrepublik China mit der Raumfahrt ernst meint.
Pekings Langzeitpläne, in den 2030er-Jahren einen bemannten Außenposten auf dem Mond zu errichten, erscheinen plötzlich ebenso realistisch wie seine für 2020 geplante unbemannte Mars-Mission. Und über all dem schwebt die Frage: Wird der erste Mensch auf dem Mars am Ende womöglich die chinesische Flagge hissen? Dann wäre Xi Jinping der neue John F. Kennedy der Raumfahrt.
Das asiatische Weltraumfieber markiert, genau 50 Jahre, nachdem Neil Armstrong als erster Mensch den Mond betrat, ein neues globales Wettrüsten um die Vorherrschaft im All. Während China ein ambitioniertes staatliches Langzeitprogramm im Sinne seines neuen Selbstverständnisses als Weltmacht verfolgt und sich dabei durchaus offen für internationale Kooperationen zeigt, fällt auf, dass in den USA und anderen westlichen Ländern immer häufiger kleinere private Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Startups Entwicklungen in der Raumfahrt-Technologie vorantreiben.
Berühmteste Vorreiter: Elon Musks 2002 gegründetes Unternehmen SpaceX (Space Exploration Technologies Corporation), das sich mit der Trägerrakete „Falcon 9“ und dem Raumschiff „Dragon“ als entscheidender Versorger der Internationalen Raumstation (ISS) etabliert hat, sowie Blue Origin, die 2000 gegründete Raumfahrtfirma des reichsten Menschen der Welt, Amazon-Gründer Jeff Bezos.
„Es wird viele Ideen und viele Stimmen brauchen“
Nach Angaben der Investmentfirma Space Angels haben Privatinvestoren aus 120 Risikokapitalgesellschaften 2017 fast vier Milliarden Dollar in weltraumrelevante Startups gesteckt. Eine Entwicklung, die der NASA gerade recht kommt, ist sie angesichts stagnierender oder sogar schrumpfender Budgets doch auf eine stückweise Privatisierung der Raumfahrt angewiesen, um mit den Chinesen langfristig mithalten zu können.
So startete die US-Raumfahrtbehörde bereits vor vier Jahren das Programm iTech, in dem – inspiriert durch die erfolgreiche Fernsehserie „Shark Tank“ des US-Senders ABC – Entrepreneure um die Gunst von Investoren werben. Ziel der NASA-Initiative ist es, Lösungen für kritische Technologiebereiche zu finden, wobei aktuell folgende Punkte als relevant benannt werden:
- Big Data & Data Mining
- künstliche Intelligenz
- autonome Roboterfähigkeiten
- revolutionäre Kommunikationskonzepte
- medizinische Durchbrüche und X-Faktor-Innovationen (Lösungen für unbestimmte zukünftige Herausforderungen)
Unter den 2018 für iTech nominierten Startups befanden sich Roboter-Hersteller (Apptronik, Artimus Robotics), KI-Programmierer (Spectrabotics LLC) sowie Experten für die Wasseraufbereitung (Danish Aerospace Company) und die Verwendung von Ionen als Energiequelle (Ion Power Group).
Infrastruktur auf dem Mars
„Wenn wir endlich eine Person auf den Mars bringen, wundern Sie sich nicht, wenn viele der Maschinen und Geräte, die dies ermöglichen, mit Firmennamen und Logos versehen sind, von denen Sie noch nie gehört haben“, betonen Ellis Talton und Remington Tonar, die Gründer der Führungskräfte-Plattform StateOf, in einem gemeinsamen Beitrag für das Wirtschaftsmagazin Forbes. „So wie es Hunderte von Unternehmen jeder Größe braucht, um unsere physische Infrastruktur hier auf der Erde zu schaffen und zu erhalten, so wird es auch viele Ideen und viele Stimmen brauchen, um eine Infrastruktur auf dem Mars aufzubauen, die die Erforschung und letztlich die Bewohnbarkeit unterstützt.“