Gründerwettbewerbe:

Alles Quatsch oder Wettbewerbsvorteil?

15/03/2017
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„Bekannt aus“ – diese Rubrik findet man in Verbindung mit den Logos zahlreicher Medien häufig auf den Websites der Startups. Dabei verhalten sich Größe und Anzahl der gezeigten Logos nicht immer auch proportional zum Umfang der Berichterstattung. Zu verübeln ist es den jungen Unternehmen natürlich nicht, wenn sie sich etwas aufplustern. Schließlich muss man sich erst einen Namen machen, und alles, was dabei helfen könnte, wird genutzt.

In jüngster Zeit ist eine neue Logosammlung hinzugekommen: die der Gründerwettbewerbe. Teilnahmen, Nominierungen, Auszeichnungen – alles, wofür es ein Siegel gibt, wird stolz präsentiert. Wieder stimmt der Grundgedanke: Wenn eine Jury mein Unternehmen für gut befindet, sollte ich dies mit der Welt teilen. Aber wie so oft, sollte dabei das gesunde Maß gehalten werden. Denn eine mit Auszeichnungen gepflasterte Internetseite bei einem Startup kann leicht den Eindruck hinterlassen, dass operativ kaum etwas passiert.

Gründerwettbewerbe: mehr als 20.000 Teilnehmer

In der Studie „Gründerwettbewerbe in Deutschland“ analysiert Für-Gründer.de 2017 bereits zum dritten Mal die Wettbewerbslandschaft in Deutschland und kürt auf Basis der Daten wie Höhe des Preisgelds und Anzahl der Auszeichnungen die Top-50-Startups des Jahres. Mittlerweile gibt es rund 200 Gründer- und Businessplan-Wettbewerbe in Deutschland, bei denen nach unseren Schätzungen mehr als 20.000 Gründer und Startups teilnehmen. Knapp 1000 Auszeichnungen werden vergeben. Hinzu kommen Pitching-Events und andere Preise. Wer es nur häufig genug probiert, kann hier und da sicherlich etwas abstauben.

Einen gewissen Wettbewerbstourismus bestätigt auch unsere Analyse aller Preisträger. Mittlerweile versuchen bereits einige Veranstalter dem Einhalt zu gebieten, indem sie keine Preisgelder mehr an Startups ausschütten, die bei anderen Wettbewerben bereits Hauptpreise gewonnen haben.

Preise und Geschäftserfolg sind zweierlei

Gründerwettbewerbe – alles Quatsch? Die Preisträger sind zwar erfolgreich dabei, ihr Konzept zu verkaufen, aber nicht ihr Produkt? Natürlich ist das nicht so. Heute sehr erfolgreiche Unternehmen wie True Fruits (Marktführer bei Smoothies) oder Fond of Bags (was zu unserer Zeit noch Scout-Schulrucksäcke waren) haben über die Jahre eine Menge Preise und Auszeichnungen eingeheimst – parallel zu einer sehr eindrucksvollen Geschäftsentwicklung. Und auch unter unseren Top-50-Startups sind bereits sehr große Unternehmen. Nehmen wir nur Relayr (Top-Startup 2015), das im November 2016 23 Millionen Euro Venture Capital für weiteres Wachstum der IoT-Plattform aufnehmen konnte, oder Celonis (Top-Startup 2016), das mit mehr als 100 Mitarbeitern Software für die Analyse von Prozessen entwickelt und vertreibt. Zweifelsohne ist der Großteil unserer aktuellen Top-50-Startups vielen noch relativ unbekannt, da sie nicht in den einschlägigen Szenemedien mit großem Tamtam auffallen. Das liegt unter anderem daran, dass die Mehrheit aus den Bereichen Life Sciences oder Hightech stammt und die Geschäftsmodelle stark auf B2B ausgerichtet sind. Wegen der Komplexität sind sie damit sicherlich nicht so massentauglich wie zum Beispiel Startups aus dem Rocket-Universum.

Fakt ist jedoch, dass die meisten der Top-50-Startups die Konzeptphase weit hinter sich gelassen haben: Ein großer Teil der Unternehmen ist bereits international tätig, und die Zahl der Mitarbeiter liegt deutlich im zweistelligen Bereich. Ein Blick lohnt sich auch für Investoren, denn die deutliche Mehrheit der Top-50-Startups plant für 2017 eine Finanzierungsrunde, bevorzugt im Bereich von 0,5 bis zwei Millionen Euro.

Die richtige Auswahl ist entscheidend

Gründerwettbewerbe können einen großen Mehrwert für Startups bieten. Neben dem Preisgeld und kritischem Feedback zum Konzept, sind es vor allem Kontakte zu strategischen Partnern oder Investoren, die sehr wertvoll sind. Das Resümee nach drei Ausgaben unserer Studie lautet: Nicht die Quantität der Auszeichnungen entscheidet. Denn die Trophäensammler unter den Gewinnern sind nicht automatisch die Future Champions. Wer sich aber für das eigene Unternehmen relevante Wettbewerbe aussucht und dabei das eigentliche Geschäft nicht vergisst, der kann einiges aus den Teilnahmen ziehen – gerne sehen wir dann auch die Logos groß auf der Unternehmenswebsite.

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