Diese Startups machen den Handel zukunftsfähig
Zentrales Thema auf der diesjährigen EuroCIS war der Kunde selbst. Dabei präsentierten die Startups viele unterschiedliche Ideen, um Kundenerwartungen zu erfüllen – und vielleicht sogar zu übertreffen. Hauptziel dabei ist es, das Einkaufserlebnis interessanter und reibungsloser zu gestalten. Sei es durch die KI-getriebene Auswertung von Daten oder durch neue Bezahlsysteme. Hier die Startups der EuroCIS im Einzelnen:
Beaconinside GmBH
Beaconinside wandelt mit seiner Software Kundenbesuche in Daten um. Die Einzelhändler erhalten so standortbezogene Daten ihrer Kunden mithilfe einer Proximity Daten-Management-Plattform und durch Beacons, Geofences oder NFC. Diese Daten können sie wiederum dazu nutzen, das Einkaufserlebnis und die Customer Journey ihrer Kunden zu verbessern. Erst vergangene Woche wurde bekannt, dass Osram eine Minderheitsbeteiligung an dem Startup erworben hat. Auch das war Thema auf der EuroCIS. Marco Bernal von Beaconinside glaubt, dass durch diese strategische Partnerschaft viele spannende Synergien entstehen werden.
IntraPosition Ltd.
Auch bei IntraPosition geht es um die Position der Kunden im Laden. Mithilfe von Ultrabreitband-Technologie (UWB) lokalisiert Intraposition die Ladenbesucher. UWB ist im Preis-Leistungsverhältnis die optimalste Lösung, so Yaron Shavit, der Gründer des israelischen Startups. Intraposition ermöglicht es außerdem, den Kunden persönliche Nachrichten zu schicken, um ein perfektes Einkaufserlebnis zu gestalten und um das analoge Shoppingerlebnis zu digitalisieren.
Brickspaces GmbH
Brickspaces ist so etwas wie das Airbnb für Einzelhändler. Über die Plattform können Vermieter von Laden- und Eventflächen ihre Immobilien anbieten. Händler können diese zum einen mieten, bekommen zum anderen von Brickspaces aber auch das gesamte Rundumpaket geliefert, das ein Pop Up-Store-Konzpet nicht nur möglich sondern auch erfolgreich macht. „Wir denken Fläche neu”, erklärt CEO Johannes Hauswald, wobei das Shopping-Erlebnis im Vordergrund steht.
Build38 GmbH
Build38 bietet Sicherheitslösungen für Apps an. Ihr Trusted Application Kit (TAK) liefern sie an Kunden aus verschiedenen Sektoren wie dem Automobilbereich, Finanzen, öffentlichem Verkehr und Gesundheit – und natürlich dem Handel, weshalb sie auch auf der EuroCIS vertreten sind. Das Startup hat seinen Hauptsitz in München, unterhält aber auch Büros in Barcelona und Singapur. Denn gerade aus Asien stammen viele Kunden des Startups.
Fision AG
Beim Kleiderkauf ist die Frustration schnell groß, wenn man sich in engen Umkleidekabinen zwängt. Online-Shopping ist zwar angenehmer, doch oft passen die angegebenen Größen nicht und die Händler haben mit vielen Retouren zu kämpfen. Das Schweizer Startup Fision hat einen mobilen 3D-Body-Scanner entwickelt. So können sich die Endkunden bequem zuhause ausmessen und sich passende Kleidungsstücke zuschicken lassen. Mitte diesen Jahres will Fision eine Plattform vorstellen, auf der das Startup die Kunden mit beteiligten Klamottenmarken zusammenbringt.
ITS LLC
Das ukrainische Startup hat ein Smart Display entwickelt, ein Aktionsregal mit integriertem Bildschirm. Auf den Bildschirmen laufen Sales-Aktionen oder Infovideos, falls die Einzelhändler ein neues Produkt vorstellen wollen. Die Inhalte können aus der Ferne gesteuert werden. Das Smart Display erkennt die Anzahl der verkauften Artikel und informieren die Mitarbeiter, sobald sich der Bestand leert. Sich selbst auffüllen können sie allerdings noch nicht, sagt Mitgründer Roman Voronetskyi auf der EuroCIS.
Kaemi GmbH
Software as a Service? Kennt jeder. Kaemi aber bietet (IT) Infrastructure as a Service an. Social Wifi, LTE-Backup, Videoüberwachung, IT-Telefonie – die ganze IT-Infrastruktur für Einzelhändler und Filialen hat das Startup in eine Box gepackt. Diese Box hatte Kaemi auch auf der EuroCIS dabei. Und die IT-Abteilungen der Unternehmen, die sich bisher um das Thema gekümmert haben? Die haben jetzt mehr Zeit für wichtigere Dinge, sagt Sven Launspach, CEO und Gründer von Kaemi.
MetraLabs GmbH
Tory, der von MetraLabs entwickelte Roboter für RFID und Bilddaten-basierte Inventur war ein echter Hingucker bei der EuroCIS. Rund 80.000 Kilometer hat Tory bereits zurückgelegt, darunter auch für erfolgreiche Pilotprojekte im Einzelhandel. Beispielsweise scannt Tory die RFID-Tags der ausgestellten Ware und liefert Daten zum Bestand oder auch dazu, ob etwa ein Pullover an der falschen Kleiderstange hängt. Interesse am Weimarer Startup zeigen auch Bibliotheken, Museen und zahlreiche Forschungseinrichtungen.
Panther Solutions GmbH
Mehr Umsatz und weniger Lagerbestände, das ist das Ziel der Preisoptimierung von Panther Solutions. Basierend auf Daten wird der optimale Preisnachlass errechnet und kann Dank digitaler Preistags (ESL, Electronic Shelf Label) automatisiert umgesetzt werden. Gründer und CEO Nils Streitbürger setzt mit seiner Dynamic Pricing-Software auf eine individuelle Betreuung der kooperierenden Händler. „Ein echter Vorteil gegenüber der Zusammenarbeit mit den großen Anbietern”, findet Streitbürger. Trotz der Möglichkeit, mittels der Dynamic Pricing-Software die Preise kurzfristig anzupassen, empfiehlt der Gründer, ganz konservativ gleichzeitig mit den bereits etablierten Schlussverkäufen zu starten.
Thinkin
Was wollen Kunden wirklich? Dieser Frage können Einzelhändler mit Hilfe von Thinkin auf den Grund gehen. Mittels Sensoren, die an Einkaufskörben oder Einkaufswagen angebracht werden, kann der Weg der Kunden durch den Supermarkt verfolgt werden. Wo verweilen die Kunden, wo irren sie eventuell durch die Regalreihen? Anhand dieser Daten können Händler ihre Produkte und Angebote geschickter platzieren. „Nicht jeder Supermarkt kann gleich zum Amazon Go aufzurüsten”, meint Marta Casarotto, die sich als Marketing und Sales-Agentin des italienischen Startups auch um den Markteintritt nach Deutschland kümmert. „Basierend auf unseren Daten können Einzelhändlern gezielt den richtigen Schritt in Richtung Digitalisierung machen.“
Rapitag GmbH
Mobiles Bezahlen wird mit den Preistags von Rapitag Realität. Kunden scannen den Preistag einfach mit der Kamera ihres Smartphones, bezahlen per App und können dann mit ihrem neuen Fundstück den Laden verlassen, ohne lange an der Kasse anstehen. Alleinstellungsmerkmal des Münchner Startups für mobiles Bezahlen ist die in den Tags integrierte Diebstahlsicherung. Diese lassen sich nämlich nur entfernen, wenn der Bezahlvorgang erfolgreich abgeschlossen ist. Erste erfolgreiche Pilotprojekte mit Media-Saturn werden dieses Jahr weitergeführt.
Scalerion by Nodis Trade Solutions GmbH
Scalerion möchte mehr Diversität in das Angebot der Handelsketten bringen. „Das Angebot in den Innenstädten ähnelt sich mittlerweile viel zu sehr”, erklärt Gründer und CEO Thomas Wetzlar. Über die Cloud-basierte Direktverkaufsplattform von Scalerion können Lieferanten und Händler direkt miteinander in Kontakt treten. Während Händler ihren Kunden damit ein vielfältigeres Sortiment bieten können, bekommen Anbieter Zugang zu einem breiteren Distributionsnetzwerk. Exklusive Neuigkeiten von der EuroCIS gibt es auch: Scalerion und Brickspaces, die sich hier als Standnachbarn austauschten, streben in Zukunft eine geschäftliche Kooperation an.
Sequens IT GmbH, Arcavis
Viele Einzelhändler arbeiten noch mit Kassensystemen aus den 1980er Jahren. Das muss nicht so sein, findet Travis Beltrametti, CEO von Sequens. Das Schweizer Startup hat die Kassenlösung Arcavis entwickelt. Die webbasierte Software ist einfach zu bedienen und bei Expansion leicht zu erweitern. Nachdem Arcavis bereits auf dem Schweizer Markt etabliert ist, ist jetzt der deutsche Markt an der Reihe. Das Einkaufsverhalten der Deutschen und Schweizer sei eigentlich sehr ähnlich, findet Beltrametti – bis auf die berühmt-berüchtigte Cash-Leidenschaft der Deutschen natürlich.
SimCog Technologies GmbH
Mit datenbasierten Einblicken ins eigene Geschäft lassen sich spannende Voraussagen treffen. Managing Director Simon Eichinger verspricht eine Umsatzsteigerung von drei Prozent durch den Einsatz von SimCog bei der Rabattierung. In die KI-basierte Analyse fließen sowohl historische als auch aktuelle Geschäftsdaten mit ein, daneben aber auch von außen kommende Daten, die das Verhalten des Kunden beeinflussen können. Zum Wetter oder zu aktuellen Veranstaltungen, wie das Münchner Oktoberfest oder die Fußballbundesliga.