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Flauschig, niedlich und verschmust: Katzen sind seit jeher die Lieblinge der Internet-Community. Mit CryptoKitties erreicht dieses Online-Phänomen nun auch die Ethereum-Blockchain und entwickelte sich dort in kürzester Zeit zum größten Hype. Das im Oktober 2017 gestartete Browsergame soll Internetnutzer mit der Blockchain in Kontakt bringen und spielerisch in die Welt zwischen Hashes und Smart Contracts einführen.
Bei CryptoKitties geht es um Handel
Sinn des Spiels ist es, einzigartige digitale Katzen zu kreuzen und deren Nachwuchs gewinnbringend zu verkaufen. Knapp 500.000 Katzen wurden bereits geboren. Doch glaubt man den Entwicklern, könnten bis zu vier Milliarden einzigartige CryptoKitties entstehen. Auch wenn es auf den ersten Blick so scheint: Auch mit den populären Charakter-Games Pokemon Go oder Tamagotchis haben die digitalen Katzen wenig gemein, denn bei CryptoKitties geht es vor allem um den Handel: Katzen kaufen, züchten und verkaufen, und zwar bevor der Marktwert sinkt.
Das Spielprinzip dahinter ist einfach: Alle 15 Minuten generiert die Blockchain automatisch ein neues Kätzchen der Generation Null. Diese werden meistbietend versteigert und können anschließend gehandelt und gezüchtet werden. Um zwei Kätzchen zu paaren, muss der Spieler eine Gebühr zahlen. Die Codes hinter den beiden Elterntieren werden kombiniert und ein ein neues Kätzchen entsteht.
So verrückt das alles klingt: Das Spielkonzept im 90er Jahre Design kommt bei den Blockchain-Anwendern hervorragend an. Bis Mitte Januar wurden bereits rund 15 Millionen Euro mit der Anwendung umgesetzt - ein Erfolg, der selbst die Erfinder der CryptoKitties überrascht: Im Interview mit dem Vice-Magazin sagte Arthur Camara, Software-Entwickler der CryptoKitties: „Wir hatten zwar große Ziele, doch wir hätten nie gedacht, dass wir sie so schnell erreichen. Wir dachten, dass CryptoKitties innerhalb von sechs Monaten sehr beliebt werden könnte, wir konnten nicht ahnen, dass es nur eine Woche dauern würde. Das ist gleichzeitig toll und verrückt.”
CryptoKitties: Die Features der digitalen Katzen
Drei Faktoren machen die Katzen einzigartig: Ihre Gene, die cattributes, vererben die Eltern an die Nachkommen. Dazu gehören zum Beispiel smaragdgrüne Augen oder himbeerfarbenes Fell. Gelegentlich entstehen dabei auch seltene Eigenschaften, die den Wert des Nachwuchses zusätzlich steigern. Die Generation verrät, wie weit ein Kätzchen in der Ahnenlinie von der Genesis, der Mutter aller CryptoKitties, entfernt ist. Deren direkte Nachfolger gelten als besonders zuchtfreudig und entwickeln gelegentlich besonders rare cattributes. Die Cooldown-Zeiten, die zwischen einer Minute und einer Woche liegen können, verraten, wie häufig das Kätzchen Nachwuchs zeugt. Die Cooldown-Zeiten nehmen nach jeder Paarung zu.
Gamble vs. Gamification
Der Kick des Spiels kommt einerseits durch den glücksspielähnlichen Handelsprozess und andererseits durch die Herausforderung, die richtigen Katzen zu züchten. Hier muss die richtige Balance zwischen dem Zeugen des Nachwuchses und dem Verkauf der Katzen vor dem Hintergrund der stets abnehmenden Paarungsbereitschaft gefunden werden. Die dezentrale Datenbank der Etherium-Blockchain kalkuliert die cattributes und dokumentiert Vorgänge auf dem Katzenmarktplatz. Kauf, Verkauf oder Paarung von Katzen im Spiel verursachen dabei Transaktionskosten, sogenanntes Gas, das die Rechenleistungen des Netzwerks im Gegenwert Ether vergütet.
Axiomzen, das Entwicklerstudio hinter den CryptoKitties, verdient an jeder Transaktion übrigens 3,75 Prozent Provision. Wer sich auf das Züchten einlassen möchte, sollte ein Grundverständnis der Blockchain-Technologie mitbringen. Viele Fragen, wie beispielsweise Kostentransparenz, Wahrscheinlichkeit des Zuchterfolges oder die schwankenden Etherkurse bleiben für Einsteiger unbeantwortet.
Auch sei vor Kosten und Wertverlusten gewarnt: Für das Gas gibt es noch keine Kostengrenze und der Preis der angebotenen Katzen kann aufgrund der Volatilität des Ether-Kurses schon morgen überholt sein, wodurch der Züchter auf seinen initialen Transaktionskosten, sitzen bleibt, die ihm auch berechnet werden, wenn die Transaktion nicht zustande kommt Die Grenzen der Blockchain Mack Flavelle, Teamleiter bei Axiom Zen, berichtet über die Auswirkungen des Spiels auf die Blockchain: „Ich weiß nicht, ob alle 4 Milliarden Katzen im Lebenszyklus von CryptoKitties tatsächlich entdeckt werden. Wahrscheinlich würde es aufgrund der Masse an Transaktionen das Ethereum Netzwerk sprengen”.
CryptoKitties verstopfen das Netz
Einen Vorgeschmack auf die Risiken der Überlastung haben Spieler im Katzenuniversum bereits erhalten, als im Dezember 2017 zeitweilig zwanzig Prozent aller Transaktionen der Etherium-Blockchain von den CryptoKitties ausgingen und zu einer außergewöhnlichen Belastung des gesamten Netzwerks führten: Fast 48 Stunden verstopften knapp 30.000 Kätzchen-Transaktionen die Blockchain. Ob man die CryptoKitties als digitales Sammelbild betrachtet oder als Schneeballsystem zur Abzocke von Unwissenden verteufelt: Ihr Ziel, der Blockchain Aufmerksamkeit zu verschaffen, haben die CryptoKitties auf jeden Fall erfüllt.
Es bleibt zu hoffen, dass wir in naher Zukunft weitere Blockchain-Anwendungen finden, die der breiten Masse an Internetnutzern zugänglich werden. Anderenfalls können wir die Massentauglichkeit der Blockchain vielleicht eines Tages auf ein paar digitale Katzen zurückführen – und das wäre schon irgendwie verrückt.
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