Berlins Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer
Frau Yzer, Berlin will die Startup-Metropole Europas sein. Wo steht die Stadt heute?
CORNELIA YZER: Unserem Anspruch, Deutschlands Gründermetropole zu sein, werden wir gerecht. Wir hatten 41.000 Gründungen im vergangenen Jahr. Ein Großteil davon ist technologiebasiert. Und wir sind auch eine der führenden Startup-Metropolen in Europa. Wir wollten London überrunden, was die Höhe des investierten Venture Capitals in der Digitalwirtschaft betrifft. Und: Im ersten Quartal dieses Jahres haben wir das geschafft. Insofern haben wir inzwischen eine sehr gute Ausgangsposition geschaffen. Trotzdem stehen wir beim Thema Digitalisierung noch am Anfang. Es besteht also kein Grund zur Selbstzufriedenheit.
Welche anderen Kriterien spielen noch eine Rolle?
CORNELIA YZER: Die Zahl der geschaffenen Arbeitsplätze zum Beispiel. Berlin liegt hier in den vergangenen drei Jahren deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Dazu trägt die Gründerszene entscheidend bei, indem sie selbst Arbeitsplätze schafft und sich mit klassischen Industrien vernetzt. Wir profitieren enorm von Ansiedlungen großer nationaler wie internationaler Unternehmen, die ihre Digitaleinheiten nach Berlin bringen: Cisco, Telekom, Lufthansa, Google, Twitter, der Verlagsbereich, die Gesundheitswirtschaft. All diese Unternehmen kommen nach Berlin, weil sie den Mehrwert der Gründerszene für sich erschließen wollen.
Es gibt viele Stellen in Berlin, die sich um die Förderung von Startups kümmern. Wer entscheidet, in welche Richtung es geht?
CORNELIA YZER: Die gesamte Wirtschaftsförderung liegt bei der Wirtschaftsverwaltung. Ich sage deutlich: Hier muss der Nukleus für zahlreiche weitere Initiativen sein. Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie mit seiner Startup Unit wird aus meiner Verwaltung heraus gefördert. Ich halte es für wichtig, dass die Startup Unit nicht isoliert ein Insel-Dasein führt, sondern dass sie als Anlaufstelle dient, um die Gründer an die richtigen Stellen weiterzuvermitteln – bei Fragen der Finanzierung also etwa an die Investitionsbank Berlin oder bei behördlichen Genehmigungen an den Einheitlichen Ansprechpartner meiner Senatsverwaltung. Bei Berlin Partner wird keiner totberaten, sondern kurzfristig an den richtigen Ansprechpartner vermittelt. Wir sehen uns als eine Stelle, die das Gründungsgeschehen in unterschiedlicher Weise immer wieder neu ankurbelt.