Nach Vertrauensbruch

OpenAI trennt sich von Sam Altman

18/11/2023
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Nur wenige Tage nach dessen Auftritt bei der ersten Entwicklerkonferenz von OpenAI hat der Verwaltungsrat von OpenAI seinem Mitgründer und CEO, Sam Altman, überraschend das Vertrauen entzogen. 

Die Gründe für diesen Schritt wurden seitens OpenAI nicht detailliert erläutert, eine offizielle Erklärung deutet jedoch auf gravierende Diskrepanzen zwischen Altman und dem Vorstand hin. In seiner Erklärung würdigte der Vorstand zwar Altmans entscheidenden Beitrag zur Gründung und Entwicklung des Unternehmens, betonte jedoch gleichzeitig die Notwendigkeit eines Führungswechsels :„OpenAI wurde gezielt aufgebaut, um unsere Mission voranzutreiben: um sicherzustellen, dass künstliche Intelligenz der gesamten Menschheit zugute kommt.” Man werde sich weiterhin voll und ganz dieser Mission widmen. In einigen Medien wurde über die zu rasante und aggressive Produktroadmap von OpenAI spekuliert. Auch sei Altman in seiner Kommunikation möglicherweise „nicht durchgängig ehrlich“ gewesen. Man habe daher “kein Vertrauen mehr in die Fähigkeit von Mr. Altman, OpenAI weiterhin zu leiten.”

Der Vorstand von OpenAI besteht aus dem OpenAI-Chefwissenschaftler Ilya Sutskever, dem unabhängigen Vorstandsmitglied Adam D'Angelo von Quora, der Technologieunternehmerin Tasha McCauley und Helen Toner vom Georgetown Center for Security and Emerging Technology.

Als Non-Profit-Organisation gestartet

Ursprünglich war OpenAI als Non-Profit-Organisation gestartet. Das Unternehmen durchlief im Jahr 2019 eine Umstrukturierung, in deren Folge eine begrenzte Profitgenerierung erlaubt war. In dieser Phase beteiligte sich Microsoft mit einer Investition von einer Milliarde Dollar am Unternehmen. Weltweite Bekanntheit erlangte OpenAI schließlich  mit der Veröffentlichung von ChatGPT und löste damit einen weltweiten Hype um Künstliche Intelligenz aus. Wenige Wochen nach der Vorstellung von ChatGPT im November 2022 experimentierten bereits 100 Millionen Nutzerinnen und Nutzer mit der Software, wodurch sie zum erfolgreichsten Software-Launch aller Zeiten avancierte.

Mögliche Bewertung von über 80 Milliarden US-Dollar

Unter der Führung Altmans hat OpenAI eine aktuelle Bewertung von angeblich 80 bis 90 Milliarden Dollar erreicht, was das Unternehmen neben ByteDance und SpaceX zu einem der wertvollsten nicht börsennotierten Unternehmen der Welt macht. Zuletzt war der Traffic von ChatGPT im letzten Monat laut Similarweb jedoch um 10 Prozent rückläufig. Auch hat eine Reihe von großen Medienunternehmen und Websites, darunter Amazon und die „New York Times“, den datensammelnden Web-Crawler GPTBot, mit dem OpenAI Informationen zum Trainieren seines Modells sammelt, blockiert.

Der Vorstand betonte: “Obwohl das Unternehmen ein dramatisches Wachstum erlebt hat, bleibt es die grundlegende Aufgabe des Vorstands, die Mission von OpenAI voranzutreiben und die Grundsätze der Satzung zu wahren.”

CTO Mira Murati übernimmt interimistisch

Der 38-jährige Altman hatte OpenAI seit dessen Gründung im Jahr 2015 geleitet. Er gilt als prominentes Gesicht des Silicon Valley und zentrale Figur in der Welt der künstlichen Intelligenz. Er sprach häufig auf Podiumsdiskussionen über die Chancen und Risiken neuer Technologien. Zuvor war er Chef des populären Startup-Inkubators Y Combinator. Mit seinem Ausscheiden übernimmt die bisherige Technologie-Chefin Mira Murati interimistisch die Unternehmensführung. Murati ist bereits seit fünf Jahren Mitglied der Führungsetage von OpenAI und bringt umfangreiche Erfahrung in den Bereichen Forschung, Produktentwicklung und KI-Politik mit. Parallel zu diesen Führungswechseln kündigte OpenAI auch den Rücktritt von Greg Brockman als Vorstandsvorsitzenden an. Dieser soll jedoch weiterhin als Präsident des Unternehmens fungieren. Während man einen neuen CEO sucht, genieße die Altman-Nachfolgerin Murati “größtes Vertrauen” für die Übergangszeit, so der Vorstand.

Die Zukunft von OpenAI

Das abrupte Ausscheiden Altmans bei OpenAI stellt eine Zäsur dar – sowohl für Altman als auch für das Unternehmen, das nun vor der Herausforderung steht, eine neue Ära ohne seinen charismatischen Gründer zu gestalten.

Altman selbst meldete sich auf „X“ (ehemals Twitter) zu Wort. Er habe seine Zeit bei OpenAI geliebt, „Sie war für mich persönlich und hoffentlich auch für die Welt ein wenig bereichernd“, hieß es weiter. Was als nächstes kommt, ließ er offen. 

Umsatz und Kostenstruktur

  • OpenAI generiert seine Einnahmen hauptsächlich durch den Verkauf und das Abonnement von Lizenzen für die Nutzung seiner Technologie. Für das kommende Jahr erwartet das Unternehmen einen Umsatz von über einer Milliard US-Dollar.  Aktuell liegt der Umsatz angeblich bei rund 80 Millionen Dollar pro Monat.
  • Im Zuge des Einstiegs von Microsoft musste das Unternehmen eine signifikante Gewinnbeteiligung akzeptieren: OpenAI muss 75% seiner Gewinne an Microsoft weitergeben, um die seit 2010 investierten 13 Milliarden Dollar zurückzuzahlen.

Gründer, Investoren und Finanzierungsrunden

  • Im Januar 2023 sicherte sich OpenAI eine Investition in Höhe von zehn Milliarden US$ von Microsoft. Die öffentlich kommunizierte Bewertung lag bei 27 Milliarden Dollar. Dem Vernehmen nach hält Microsoft 49 Prozent an Open AI.
  • Im April 2023 verkaufte OpenAI Aktien im Wert von 300 Millionen Dollar an Investoren wie Sequoia Capital, Andreessen Horowitz, Founders Fund, Thrive und K2 Global.
  • Die letzte Bewertung des Unternehmens lag laut Medienberichten zwischen 27 und 29 Milliarden Dollar. Derzeit ist OpenAI  laut Wall Street Journal wieder auf Kapitalsuche - und zwar zu einer angeblichen Bewertung von 80 bis 90 Milliarden US-Dollar. Das wäre in etwa eine Verdreifachung gegenüber der letzten Finanzierungsrunde.
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